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„Das Vertrauen ist weg“: Vier Jahre Cölve-Brücke dicht

„Das Vertrauen ist weg“ : Vier Jahre Cölve-Brücke dicht

Am 17. Juli 2017 wurde die Cölve-Brücke für Pkws und Lkws gesperrt. Die interessengemeinschaft hat ihre Geduld mit Politik und Verwaltung verloren und plant Aktionen zum Jahrestag am kommenden Samstag.

Was genau die Mitglieder der IG Cölve-Brücke am 17. Juli vorhaben, wollten sie vorab nicht verraten, aber ziemlich sicher ist: Das wird eine eher grimmige Party. Eventuell wollen sie die marode Brücke miteinbeziehen - zu Fuß darf man ja noch drauf ...

Schon 2014 hätte es einen Neubau der längst maroden Brücke geben sollen, damals lehnte die Bahn das ab. Es folgte ein endloses Verwaltungshickhack zwischen Moers und Duisburg; durch die jüngst hinausgezögerte Gebietsübertragung ist ein weiteres Jahr Planungszeit verloren gegangen. Und weil wiederum die Bahn mit im Boot ist und ihrerseits alleine schon drei Jahre Planungszeit beanspruche, rechnet bei der IG Cölve-Brücke eigentlich keiner mehr mit einem Neubau noch in diesem Jahrzehnt.

Eine Behelfsbrücke ist unausweichlich, darin ist sich die IG einig. Und eine Behelfsbrücke hat Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link der IG bei einem Treffen im Rathaus auch versprochen, erinnert sich Doris Goebel. „Aber dann haben sie dieses Schlupfloch gefunden, Finanzaufsicht ...“, so Goebel. Will sagen: Der Duisburger Antrag war so gestellt, dass die Bezirksregierung gar nicht anders konnte, als ihn abzulehnen. Eine Sachbearbeiterin aus der Finanzaufsicht habe ihr diese Vermutung bestätigt, so Goebel. Seitdem sei das Vertrauen zur Stadtspitze verloren bzw. habe sich erneut bestätigt, was die Anwohner schon lange vermuteten: dass weder auf Moerser noch auf Duisburger Seite je die Absicht bestand, Abhilfe zu schaffen. „Wir fühlen uns verarscht“, bringt es Wilfried Sawall auf den Punkt.

„Überall Schlaglöcher, durch ausweichende Fahrzeuge werden auch die Bürgersteige kaputtgefahren, und unsere Häuser wackeln“, beschreibt Heinz Walpersdorf, was los ist auf den Umleitungsstrecken, die eigentlich Wohnstraßen sind. Doris Goebel ergänzt: „Wenn Sie hier mit dem Bus langfahren, brauchen Sie einen Sport-BH.“ Sie hat auf der Lohstraße zwischen 50 und 80 Fahrzeuge pro Stunde gezählt, auf der Neustraße seien es noch erheblich mehr. Ein Mittelwert von 50 würde schon 1.000 Fahrzeuge pro Tag bedeuten, bei zwei Kilometern Umweg bedeute das 440.000 Kilometer Umweg in vier Jahren und 216.000 Tonnen mehr ausgestoßenes Kohlendioxid. „Mich ärgert, dass wir die Grünen hier nie gesehen haben“, so Goebel. Für die DVG bedeuten die Umleitungen ihrer Busse 120.000 Euro Mehrkosten pro Jahr, weshalb sie signalisiert habe, sich an einer Behelfsbrücke zu beteiligen. Zusammen mit den Abriss- und Abstandskosten aus Moers wäre eine Behelfsbrücke also finanzierbar.

„Die wollen dem Bürger nicht helfen“, so lautet konkret der Vorwurf der IG an die Verwaltung. Lange sei man geduldig gewesen, habe „böse Banner“ doch nicht aufgehängt und auf Gesprächsbereitschaft gehofft. Aber: „Das Vertrauen ist weg“, so Goebel. Weil Politik und Verwaltung sie am langen Arm verhungern ließen, sei es auch immer schwerer, Leute zum Mitmachen zu bewegen, so Wilfried Sawall. Schon vor Jahren wurden 13.000 Unterschriften gesammelt, aber jetzt höre er immer häufiger: „Es passiert ja nix.“ Das soll sich am Samstag ändern.