1. Moers Niederrhein

Stadt will für moers festival bürgen

Stadt will für moers festival bürgen

Das moers festival stünde vor dem Aus und die Moers Kultur GmbH vor der Insolvenz - diese Meldungen machten vergangene Woche die Runde. Am Montag schlug man auf der Pressekonferenz zur aktuellen Lage der GmbH im Allgemeinen und zum moers festival im Besonderen allerdings optimistischere Töne an.

Die Moers Kultur GmbH müsse keine Insolvenz anmelden, so eröffnete Geschäftsführer Dirk Hohensträter die Runde. Er hatte vergangene Woche nach einem Kassensturz hohe Verluste für das moers festival 2015 prognostiziert, woraufhin sich die Meldungen über eine "dramatische finanzielle Schieflage" überschlugen.
Kann es 2016 ein moers festival geben? Hohensträter bekundete am Montag, dass er frohen Mutes sei, dass die Veranstaltung durchgeführt werden könne. Dieser Optimismus ist zwei Tatsachen geschuldet. Zum einen rechnen alle Beteiligten damit, dass die Stadt Moers als Gesellschafter eine Patronatserklärung abgeben wird, zum anderen sei eine Absage teurer als die Durchführung. Über 2016 hinaus könnten derzeit allerdings keine Aussagen gemacht werden, die Veranstaltung müsse auf jeden Fall wirtschaftlich optimiert werden. Jetzt gelte es erstmal zu retten, was zu retten sei.

Das Festival hat Aufwendungen von 832.000 Euro. 2015 hat es schätzungsweise einen Verlust von 270.000 Euro eingefahren. Diese Summe setzt sich Hälfte-Hälfte aus Rückstellungen (z.B. Umsatzsteuerrückbildungen), sowie aus dem operativen Bereich (aufwandsbezogene Kosten) zusammen. "Wir haben noch nicht so weit analysiert, dass man weiß woher die wesentlichen Überschreitungen kommen", so Hohensträter. Die Zahlen, die zur Verfügung stehen, sind lediglich Schätzungen, sie dienen aber als Grundlage für 2016. Einen Jahresabschluss gibt es üblicherweise erst im Herbst.

Die GmbH habe zwar genügend Eigenkapital, um als liquide zu gelten, dieses setze sich aber auch aus dem Wert der Festivalhalle zusammen und reiche daher nicht, um das Festival zu stemmen. Eine Patronatserklärung wäre für die Durchführung des moers festival in der jetzigen Form daher unerlässlich.
Die Stadt soll nun die Übernahme von 420.000 Euro Verlust garantieren - 2015 und 2016 wären damit abgesichert. "Dieser Betrag muss natürlich nicht voll ausgeschöpft werden", erklärt Wolfgang Thoenes, Kämmerer der Stadt Moers. Aufgrund des Nothaushaltes muss die Bezirksregierung diese Erklärung absegnen. Den erforderlichen Antrag hat die Stadt am Montag abgeschickt. "Eine Überschreitung bestimmter freiwilliger Leistungen der Stadt ist meist mit Kompensationsmaßnahmen verbunden. Es werde dann Sparmaßnahmen vorgeschrieben, die andere Bereiche betreffen", erläutert Thoenes das gängige Prozedere. Spätestens in der Ratssitzung am 15. März soll die Antwort der Bezirksregierung vorliegen. Alle Beteiligten hoffen, dass es schneller geht.

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Kann es auch ohne Patronatserklärung weitergehen? Zu dieser Frage möchte sich Hohensträter nicht äußern. Thoenes gibt zu bedenken, dass das Festival in seiner jetzigen Form nicht ausfinanziert sei. Sollte es nicht zur Patronatserklärung kommen, müsse das Konzept des Festivals geändert werden. Er sei sich aber sicher, dass man die Bezirksregierung schnell überzeugen werde. Auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer hofft auf entsprechend Entschlüsse, damit das Heft des Handelns in der Stadt bleibe.

Einer, der die ganze Aufregung nicht verstehen kann und will, ist Reiner Michalke, Künstlerischer Leiter des Festivals. Er selbst kenne die wirtschaftlichen Zahlen, könne diese auch bewerten und komme zur einem anderen Ergebnis als Hohensträter. "Als im Herbst feststand, dass wir die kommenden drei Jahre jeweils mit 150.000 Euro vom Bund bezuschusst werden, war ich beruhigt. Und bei der Geschäftsführerübergabe vor zwei Monate hatten wir einen zu erwartenden Verlust von 90.000 Euro aus dem operativen Bereich. Ich bleibe also weiterhin gelassen." Warum Hohensträter einen wesentlich höheren Verlust prognostiziert und höhere Rücklagen bilden möchte, kann Michalke schwer nachvollziehen: "Zwischen dem neuen und dem alten Geschäftsführer scheint es eine starke Differenz in der Risikobewertung zu geben."

Laut Hohensträter habe die Steuerberatung empfohlen, 144.000 Euro Rücklagen zu bilden. "Das Problem scheint in der Vergangenheit so nicht erkannt worden zu sein", vermutet der Geschäftsführer warum diese Zahl vorher keine Rolle gespielt habe. Er selbst möchte aber nicht abstreiten, dass auch Fehler in seiner Prognose passiert sein könnten: "Ich bin erst zwei Monate im Amt und kenne mich noch nicht ganz so gut aus. Aber ich werde das nachholen."