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Gegen Kiesabbau: Niederrhein hält weiter zusammen

Gegen Kiesabbau : Niederrhein hält weiter zusammen

Schulterschluss gegen Kiesabbau: Der Kreis Wesel und die betroffenen Kommunen rufen zu Einwendungen auf und wollen erneut klagen.

So recht wissen die fünf Herren nicht, was sie noch sagen sollen - schließlich habe sich der RVR auch keine Mühe gegeben: „Der RVR hat nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr stumpf reagiert“, sagt Landrat Ingo Brohl. Die Zeichen der Zeit habe der RVR nicht erkannt, etwa auf das Bundesverfassungsgerichtsurteil in Sachen Nachhaltigkeit werde überhaupt nicht eingegangen. Auch die dritte Offenlage des Regionalplans werde dem Anspruch des RVR, Europas „grünste Industrieregion“ zu werden, nicht gerecht. Ökologie? Klimaschutz? Recycling? Fehlanzeige, so Brohl: „Der RVR hat stumpf die sieben Millionen Tonnen festgeschrieben.“

„Die Argumentation stellt sehr einseitig auf den Bedarf der Kiesindustrie ab“, sagt Bürgermeister Christoph Landscheidt, Kamp-Lintfort, und sein Neukirchen-Vluyner Kollege Ralf Köpke pflichtet ihm bei: „In der Abwägung des RVR geht es immer nur um das Abgrabungsinteresse - das ist das Interesse eines einzelnen, privaten Unternehmers!“

Köpke ist am Montag Gastgeber der großen Niederrhein-Koalition, die vor allem verkündet, dass sie steht. „Wir haben immer gesagt, dass wir nicht nur für eine Stadt kämpfen“, so Köpke, und: „Unser Zusammenschluss hat nichts mit Parteipolitik zu tun.“ Rheinberg soll ebenso wie Alpen nach wie vor besonders viel Fläche abgeben, Bürgermeister Dietmar Heyde ist deshalb dankbar, dass auch die Städte, die jetzt nicht mehr ganz so viel Fläche verlieren, weiter mitmachen: „Das ist nicht selbstverständlich.“

Zum Ärger über den RVR - Heyde: „Dass da so weiter fortgefahren wird, halte ich schon für skandalös“ - kommt die Enttäuschung über die Landesregierung, auch die schwarzen bzw. grünen Verwaltungschefs der Runde erwarten aus Düsseldorf nicht mehr viel. Es bleibt, da sind sich die fünf Herren einig, nur der Weg einer erneuten Klage.

Aber auch auf weitere Einwendungen aus der Bürgerschaft hoffen die Verwaltungschefs. „Wir haben schon 900 Hektar Auskiesungsfläche und bekommen jetzt nochmal 900 Hektar dazu“, macht Köpke noch einmal klar, „man muss sich mal die Dimensionen klar machen. Natürlich weckt das Emotionen, und wenn das dann als Empörung abgetan wird, dann ist es eben so.“ Brohl ergänzt, dass ja schon in den bisherigen Einwendungen von Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden mit erstaunlicher Tiefe und Sachkenntnis argumentiert wurde: „Bitte, bitte weiter so!“

Die Kiesindustrie hatte verlauten lassen, sie verstehe „die Dauerempörung in Neukirchen-Vluyn“ nicht. „Das ist richtig“, schreibt das Aktionsbündnis „#DaspinkeKreuz“: „Offensichtlich möchte man nicht verstehen, dass es im Kern der Sache nicht um die Streichung einzelner lokaler Flächen, sondern vielmehr um den Umgang mit dem Thema Kies, endliche Rohstoffe, Nachhaltigkeit und schließlich den Menschen selbst geht.“