1. Moers Niederrhein

Guter Mime zum bösen Spiel

Guter Mime zum bösen Spiel

Kinder sind was schönes, machen aber viel Arbeit. Mit Richard Wagners Oper "Siegfried", die am Samstag in Duisburg Premiere feierte, ist ein hartes Stück Arbeit beim Schmieden des neuen Rings der Rheinoper geschafft.

Und es wäre beinahe schiefgegangen. Corby Welch, Sänger der Titelrolle, war morgens mit dem Alptraum aller Sänger aufgewacht: Halsschmerzen. Ein neuer Siegfried wäre auf die Schnelle wohl kaum aufzutreiben gewesen. So kämpfte sich Welch durch die Mammutpartie, die praktisch keine Chance lässt, um die Stimme zu schonen.

Aufatmen also, als sich der eiserne Vorhang ratternd hebt. Auch, weil schon Dieter Richters Bühnenbild klarmacht, dass der Zyklus hier nahtlos gut weitergeht und mit der Stahlküchenästhetik wie geschaffen ist für Duisburg. Herd und Amboss bilden das wenig traute Heim, wo Zwerg Mime seinen Ziehsohn zum Auftragskiller machen soll. Mit flackernder Videoprojektion kommt Stummfilmatmosphäre auf, und Cornel Frey, der Mann des Abends, spielt den giftmischenden Zwerg tatsächlich wie einen Dr. Caligari — nur dass ihm das trotzige Kind praktisch pausenlos entgleitet. Das umgedrehte Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Autoritätszwerg und dem Riesenbaby ist der größte Spaß dieses Abends, freilich über einem Abgrund von Grausamkeit wie bei Beckett.

Mit dem Dampfeisenwagen hält auch der zweite Aufzug ein spektakuläres Bild bereit; das Spiel mit dem Waldvogel ist witzig umgesetzt. Aus dem Orchestergraben kommt ein strahlender Siegfriedruf und auch sonst viel Dynamik von den Duisburger Philharmonikern unter Axel Kober, der sich allerdings im dritten Teil scheint's auch nur noch mit Lautstärke gegen den Stillstand zu helfen weiß: Gefühlte Stunden singen sich Siegfried und Brünnhilde an, bevor die Tante den Neffen ranlässt. Da war Regisseur Dietrich Hilsdorf gedanklich wohl schon bei der endlich mal handlungssatten "Götterdämmerung", die im Mai Premiere hat. Bis dahin gibt's noch zweimal "Siegfried" im Theater Duisburg, am 3. und 10. Februar; Karten: (0203) 283 62 100.

(Niederrhein Verlag GmbH)