1. Niederrhein

Johanniter: Ein Krankenhaus schlägt Alarm

Johanniter : Ein Krankenhaus schlägt Alarm

Das Johanniter-Krankenhaus Rheinhausen schlägt Alarm: Ob Krankenhausplanung NRW oder hausärztliche und ambulante fachärztliche Versorgung - die Entwicklungen auf dem Gesundheitsmarkt seien besorgniserregend und würden die Situation für Patienten und Krankenhäuser verschlechtern. Insbesondere die kleineren Häuser wären gefährdet.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die kürzlich Gast bei der Kuratoriumssitzung der Johanniter-Eichrichtungen in Rheinhausen war, bekam von den Vertretern der Johanniter einen Überblick zu den Auswirkungen.

Ein großes Problem sei das Votum der Krankenkassen im Rahmen der Krankenhausplanung NRW. Dies beinhaltet noch nicht beschlossene Vorschläge, welche Schwerpunktleistungen welchen Kliniken in Zukunft zugesprochen werden sollen. Bevorzugt werden „große Spezialzentren“. Gefährdet sei dadurch die intersektorale Versorgung, wie Dr. Alexander Meyer, Chefarzt der Chirurgischen Klinik I, in seinem Beitrag deutlich machte: „Die gelebte fachübergreifende Verzahnung im eigenen Krankenhaus über alle Disziplinen bis hin zu den niedergelassenen Ärzten und weiteren Fachstellen ist ein Muss für eine hohe Güte der Versorgungsqualität. Alles unter einem Dach mit kurzen Wegen für die Patienten – dies sind die ganz großen Qualitäten der kleineren Krankenhäuser!“ Die Johanniter haben dafür mehrere wohnortnahe Konzepte vor Ort wie z. B. das Magen-Darm-Zentrum, das regionale Dialyse-Shuntzentrum, erweiterte Altersmedizin mit Unfallchirurgie bis hin zur Kardiologie: „Im Gesamtpaket ein optimal auf die Bevölkerungsstruktur aufgestellter Versorger“, findet Meyer.

Auswirkungen hätte das Votum auch auf die Spezialisierung der Kardiologie bei der Entfernung von Sonden von Schrittmachern. Diese Schwerpunktleistung soll es im Johanniter nach Vorschlag der Krankenkassen nicht mehr geben - trotz jahrelanger Erfahrung und Expertise und der Schaffung der Infrastruktur, um den steigenden Bedarf an Sondenextraktionen verlässlich zu versorgen. Prof. Dr. Gunnar Plehn, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, ist verärgert: „Irgendwie fühlt man sich schon entmündigt. Es macht den Anschein, dass die Qualität der Medizin anhand der Größe eines Gebäudes bewertet wird.“ Die Klinik hat bereits Einspruch gegen das Votum eingelegt, dieser liegt nun bei der Bezirksregierung.

Hinlänglich bekannt ist das Problem mit der Akutversorgung. Notfallpraxen fallen weg - in Duisburg-West gibt es keine KV-Praxis mehr - die hausärztliche Versorgung verschlechtert sich zunehmend - letztendlich landen die Patienten, die dort versorgt werden würden, in den Notfallambulanzen der Krankenhäuser. Dies sei personell nicht zu stemmen und wirtschaftlich nicht tragbar. Die Forderung: Der Akutbedarf müsse angepasst werden. Es müssten unterstützende Strukturen und/oder ein Abrechnungsmodell her. Zudem müsse die hausärztliche Versorgung, die niedergelassene fachärztliche Versorgung wie auch die Qualifizierung von ärztlichem Fachpersonal gestärkt werden.

  • Alte und neue Ruhr- und Hafenkanalbrücke
    Verkehrschaos droht : Ab Montag ist der Karl-Lehr-Brückenzug gesperrt
  • Dekan Klaus Hegemann von der Hochschule
    „Connect me“ : Wege in die Berufe am Niederrhein
  • Die Hubbrücke am Rheinpreußenhafen; im Hintergrund
    Hafendenkmal : Stadt Duisburg übernimmt Hubbrücke

Auch das Thema Fachkräftemangel schaffte es auf die Tagesordnung. Geschäftsführerin Rita Tönjann kritisierte die zu komplizierten und einzelfallbezogenen Anforderungen der Behörden an Pflegekräfte aus dem Ausland, auf die die Branche dringend angewiesen sei: „Von der Entscheidung, in Deutschland arbeiten zu wollen, bis hin zu der Anerkennung als Pflegefachkraft vergehen 24 bis 36 Monate. Ein ganzheitliches Integrationskonzept ist erforderlich, um ausländische Pflegekräfte dauerhaft in Deutschland halten zu können.“ Kurz angerissen wurden noch die Themen: Digitalisierung für die Anerkennungsverfahren bei Fachkräften, finanzielle Förderung von Integrationsfachkräften oder das Aufbrechen alter Strukturen in der ambulanten und stationären Versorgung.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zeigte ein offenes Ohr und signalisierte, unterstützen zu wollen. Nun hofft man im Johanniter, dass auch andere kleine Krankenhäuser mit der Spitzenpolitik ins Gespräch kommen und an die Öffentlichkeit gehen.

Zu den Johanniter-Einrichtungen gehören im Bundesgebiet 18 Akutkrankenhäuser und Rehabilitationskliniken, 94 Seniorenhäuser sowie weitere medizinische Versorgungszentren und Hospize.