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WDR-Orchester zu Gast: Die Schöpfung eines Giganten

WDR-Orchester zu Gast : Die Schöpfung eines Giganten

Die Totenuhr schlägt gleichmäßig fort, der deutsche Michel träumt ins Land hinaus und mit Pauken und Trompeten treffen drei Kaiser zusammen: Die achte Sinfonie von Anton Bruckner ist ein Gipfelwerk, "die Krone der Musik des 19. Jahrhunderts".

Mit dem WDR Sinfonieorchester wird ein Spitzenensemble den Riesen stemmen im Gastkonzert am 7. Februar in der Mercatorhalle.

Als die 8. Sinfonie am 18. Dezember 1892 in Wien uraufgeführt wurde, sprengte sie jedes bis dahin gekannte Maß. Rund 80 Minuten Spieldauer, riesiger Streicherapparat, acht Hornisten (von denen vier gelegentlich zur Wagnertuba greifen, deren nach oben gerichtetes Schallstück für einen noch raumfüllenderen, mächtigeren Klang sorgt) — monumental in jeder Hinsicht. Komponistenkollege und Bruckner-Bewunderer Hugo Wolf war bei der Uraufführung dabei — und überwältigt: "Diese Sinfonie ist die Schöpfung eines Giganten und überragt an geistiger Dimension, an Fruchtbarkeit und Größe alle anderen Sinfonien des Meisters."

Der Weg dahin war ein steiniger; wie immer nahm der von zahlreichen Selbstzweifeln geplagte Bruckner zahlreiche Änderung vor; auch die wohlmeinenden Zeitgenossen geizten nicht mit Ratschlägen. Zum Beispiel kommen Harfen bei Bruckner sonst nie vor, diesmal schon. "A Harf'n g'hert in ka Symphonie; i' hab' ma nöt helf'n könna!"

Die Sinfonie beginnt in geheimnisvoller Stimmung, es türmen sich Themen auf und drängen nach Auflösung, steigern sich zu erschütternden Klangentladungen. Während der erste Satz mit der immer weiter schlagenden Totenuhr endet, träumt im zweiten der "deutsche Michel" ins Land hinaus und mit ihm wohl Bruckner selbst. Der dritte Satz ist Bruckners längster Sinfoniesatz überhaupt, feierlich langsam. Das Finale dann beginnt mit Streichern im Kosakenritt und gewaltigen Blechbläserakkorden, die vom Drei-Kaiser-Treffen 1884 inspiriert sein sollen und jedenfalls ziemlich majestätisch klingen.

Manfred Honeck, der selbst als Orchestermusiker (Bratsche) in Wien anfing, übernimmt die schwierige Aufgabe, als Dirigent in all der rhythmischen, dynamischen und Themenvielfalt des Riesenwerks den Überblick zu behalten. Das WDR Sinfonieorchester ist in Duisburg dank seiner vielen Gastspiele bestens bekannt. Das verspricht einen packenden Konzertabend, und da ist es schon gut zu wissen, dass auch mit der Deckenkonstruktion der Mercatorhalle wieder alles in Ordnung ist ... Im Ernst: Hier darf man sich mitreißen lassen, ohne Überforderung zu fürchten; denn, so noch einmal Hugo Wolf: "Erst in tausend Jahren wird man dieses herrliche Werk verstehen."

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Gastkonzert des WDR Sinfonieorchesters:
Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 8 c-Moll
Donnerstag, 7. Februar 2019, 20 Uhr, Philharmonie Mercatorhalle
Karten: (0203) 283 62 100
www.duisburger-philharmoniker.de

(Niederrhein Verlag GmbH)