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Die letzte Tour des Homberger Achters

Die letzte Tour des Homberger Achters

Das Binnenschifffahrtsmuseum hat eine neue Attraktion: Zwischen Einbaum und Tjalk liegt jetzt ein hölzernes Rennruderboot.

Ein Achter ist immer ein Flaggschiff. "Nehmen Sie Olympia oder Weltmeisterschaften: Alle schauen nur darauf, was der Achter macht", sagt Helmut Bräcker, aktiver Ruderer beim Homberger Ruderklub Germania. Und als der Transport endlich am Binnenschiffahrtsmuseum ankommt, ist das Teil wirklich eine Schau: ein 17 Meter langer, poliert glänzender Pfeil mit dem stolzen Namen "Stadt Homberg".

 Die Homberger Ruderer und ihr Schmuckstück zwischen Tjalk und Einbaum.
Die Homberger Ruderer und ihr Schmuckstück zwischen Tjalk und Einbaum. Foto: tw

Es hatte ein wenig gedauert, bis die Sportskameraden endlich loskamen, die engen Kurven an den Homberger Rheinanlagen machten's nicht leicht. Dafür geht die letzte Etappe per Hand durchs Fenster ins ehemalige Herrenschwimmbecken ziemlich zügig. Dass ein großer befliester Block direkt unterm Fenster steht, macht sich bezahlt — und dass so viele Ruderer mitgekommen sind und anpacken. Geschätzte 200 Kilo wiegt der Achter. Zum Dank gibt's drinnen Brötchen und Limo.

"Bei uns wäre der Achter nur vergammelt", sagt Kai-Uwe Holze, Vereinsvorsitzender des Ruderklubs. Denn gefahren ist das Boot schon lange nicht mehr, das letzte Mal vermutlich beim 100-jährigen Vereinsjubiläum 1993. "Die Schiffe sind zu schnell, die Wellen sind zu hoch", sagt Holze, warum die Homberger nur noch mit kleineren Booten auf dem Rhein rudern.

Eine große Geschichte hat der Homberger Achter. 1938 vom Verein angeschafft, ist er bei der ersten Regatta auf dem Rhein nach dem Zweiten Weltkrieg mit dabei, fährt Rennen auf dem Baldeneysee und in Berlin. Heinz-Gerd Lissen ist als erfolgreicher Ruderer und Trainer ein mit der großen Zeit des Homberger Rennrudersports verbundener Name. "Nein, Wehmut kommt da eigentlich nicht auf", sagt Helmut Bräcker zum "Abschied" vom Achter, "er ist ja in einem schönen Heimathafen gelandet." Aber wenn er so zurückdenkt, Riemenrudern aufm Rhein, "Achter fahren ist schon eine tolle Sache ..."

Technische Besonderheit ist die Klinkerbauweise des Riemen-Achters, eine schon von den Wikingern genutzte Beplankung, bei der die Planken überlappend angebracht werden und nicht Kante an Kante wie bei der Kraweelbauweise. Museumsleiter Bernhard Weber freut sich über das neue Ausstellungsstück: "Mit dieser Schenkung haben wir erstmals ein richtiges Sportgerät in unserer Sammlung." Und der Achter liegt perfekt: direkt neben dem fast genauso langen Einbaum aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. Weber: "Vielleicht war der ja auch ein Sportgerät ..."

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Dem Ruderklub Germania geht's auch ohne sein Flaggschiff gut. Der Fokus hat sich vom Leistungs- auf den Breitensport verschoben, rund 220 Mitglieder sind dabei, gut 40 davon sind Neumitglieder aus den letzten Jahren.

Und wenn sie den Achter doch mal vermissen: über drei Brücken, dann sind sie im Museum.
Korrektur: Wie die Ruderer ganz richtig sagen, würden sie für einen Besuch natürlich unter den Brücken durchfahren, also vom einen Eisenbahnhafen in den anderen rudern!

(Niederrhein Verlag GmbH)