1. Niederrhein

Bosnienhilfe Heribert Hölz: "Hunger ist immer dasselbe"

Bosnienhilfe : „Hunger ist immer dasselbe“

Heribert Hölz hat nichts Neues zu erzählen. Aber er erzählt, weil sonst niemand mehr über Bosnien sprechen und die Armut der dortigen Menschen in Vergessenheit geraten würde.

Es ist zunächst etwas seltsam, wenn man einen Artikel schreiben möchte und der Gegenüber sagt: „Es gibt nichts Neues!“ Doch wer Heribert Hölz und die Bosnienhilfe kennt, weiß, dass das Thema genug ist. Seit über 30 Jahren leistet der inzwischen 81-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Ursula humanitäre Hilfe in Bosnien. Damals habe das noch jeder verstanden, erinnert sich Hölz, es war Krieg, die Not allgegenwärtig. „Aber jetzt gibt’s andere Probleme. Und dann kommt da der Hölz mit Bosnien. Das kann ich doch verstehen, dass man das nicht verstehen kann.“ Doch auch wenn Bosnien ganz klar nicht „das Schlimmste ist“, es sei immer noch Hilfe nötig, besonders weil niemand mehr helfe: „Die Menschen dort sind vergessen worden und sie leben immer noch am Rande des Existenzminimums. Der Hunger ist immer dasselbe.“

Nicht nur die aktuellen Geschehnisse machen es der Bosnienhilfe schwer, Spenden zu generieren. Die seien anderswo bitter nötig, das ist Hölz auch klar. Aber das Spendenkonto wird größten Teils von Daueraufträgen gefüllt, deren Auftraggeber schlichtweg wegsterben: „Es sind so viele Leute, die uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, weil sie wissen, dass das Geld, dort ankommt, wo es gebraucht wird. Aber es sind hauptsächlich die Älteren und die sind halt irgendwann nicht mehr da.“

So hat er für die zahlreichen Projekte, die er in den ganzen Jahren in Bosnien an den Start gebracht hat, inzwischen deutlich weniger Geld als noch vor zehn, fünfzehn Jahren zur Verfügung: „Damals waren es im Schnitt 120.000 Euro pro Jahr, nun ist’s gerade mal die Hälfte.“ Hatte er zeitweise mehrere Suppenküchen unterstützt, widmet er sich nun nur noch der Suppenküche in Zenica, deren Aufbau eines seiner ältesten Projekte ist. Die Familienpatenschaften, die früher übers ganze Land verteilt liefen, sind nun auf Banja Luka begrenzt. Schafe für Kleinbauern gibt’s noch, aber halt weniger. Man müsse ständig abwägen, dabei verlässt er sich auf seine engen Vertrauten vor Ort, wie Dr. Slobodan Anicic (Caritasdirektor in Banja Luka) und Prof. Tomo Knezevic (Bosnisch-herzegowinischer Direktor der Caritas).

Die Dankbarkeit bleibt groß. Nach wie vor erreichen Heribert Hölz zahlreiche Dankesschreiben, die ihm regelmäßig die Tränen in die Augen treiben. Bei seiner 93. Fahrt im Juni war er Ehrengast der großen Jubiläumsfeier der Schule in Travnik, die mit seiner Unterstützung wieder aufgebaut wurde.

  • Pfarrerin Dorothee Neubert (Ev. Kirchengemeinde Lintfort),
    Spendenaktion für Tafel Kamp-Lintfort : Weihnachten für alle
  • Ein Pflegeteam im Interview (v.l.): Kim,
    Johanniter Krankenhaus Rheinhausen : „Im Pflegeberuf steckt Vielfältigkeit“
  • Das Ausbauprogramm ist diese Woche gestartet
    E-Mobilität : Dichtes Ladesäulennetz für Moers

Inzwischen mische sich in dem Dank allerdings auch Sorge, wie lange Hölz noch helfen kann: „Ich glaub‘, die sind jeden Tag in der Kirche und beten, dass der Hölz nicht stirbt“, sagt dieser salopp und wird dann ernster: „Ich weiß, dass ich nicht der Retter von Bosnien bin. Aber es ist einfach so wichtig, zu zeigen: Ihr seid nicht vergessen, es gibt noch jemanden, der im Rahmen seiner Möglichkeiten hilft. Und wie lange ich das noch mache, weiß nur der liebe Gott.“

Mehr Infos zur Bosnienhilfe gibt Heribert Hölz unter Tel.: 02845 / 5686 oder vormittags im Büro der Caritas unter Tel.: 0203/44985916