1. Krefeld

Ausgrabungen in Tönisvorst-Vorst: Wo bald Einfamilienhäuser stehen, siedelten schon in der Eisenzeit Menschen

Ausgrabungen in Tönisvorst-Vorst : Wo bald Einfamilienhäuser stehen, siedelten schon in der Eisenzeit Menschen

"Wir haben die Hoffnung, hier den Nachweis für eine eisenzeitliche Eisenherstellung zu finden": Archäologen untersuchen das künftige Baugebiet Vorst.

Ein grauer Kreis im Boden. Zwanzig Meter im Durchmesser. Mitten drin: kalzinierte Knochen in einer festen, weißen Masse. Sprich: Reste einer Feuerbestattung. "Leichenbrand erkennen Sie an kalzinierten Knochen", sagt Archäologin Melanie Eigen. Sie untersucht mit einem Team von Mitarbeitern das künftige Baugebiet Vorst Nord. Und die Befunde sind - wenn auch ohne materiellen Wert - für die Wissenschaftler von besonderer Bedeutung. "Wir haben die Hoffnung, hier den Nachweis für eine eisenzeitliche Eisenherstellung zu finden", so Archäologin Eigen.

Denn anders als der Name Eisenzeit vermuten lässt, findet man die Nachweise der eigentlichen Herstellung oder ihrer Produkte eher selten. Bei den meisten Funden handele es sich um Flussopfer wie Schwerter, die bei Auskiesungen in Flüssen entdeckt werden.

Für eine Eisenverarbeitung mit Ofen und Schmiede in Vorst sprechen aktuell zwei Befunde: eine Schlackegrube mit so genannten Luppen — sozusagen mit dem Rohmaterial, aus dem dann

anschließend Gegenstände geschmiedet wurden. Sowie ein Bereich mit verziegeltem, rotem Lehm, der vielleicht den Rest eines Rennofens darstellen könnte, in dem seinerzeit Eisen — möglicherweise Raseneisenerz aus der Niers - ausgeschmolzen wurde. Ungewöhnlich sind die Luppen. "Dass diese einfach in der Grube entsorgt wurden, ist rätselhaft, weil es sich bei diesen Luppen um begehrtes Material handelt", ergänzt Eigen.

Bei dem Kreisgraben mit der Feuerbestattung in der Mitte könnte es sich um einen kultischen Bereich aus der Eisenzeit handeln. An zwei Stellen — im Südwesten und Nordosten — ist der Ring unterbrochen, als ob es hier einen Durchgang gegeben hätte. Bei einem Durchmesser von rund 20 Metern müsste es sich schon um eine herausragende Persönlichkeit gehandelt haben, sollte sich die aktuelle Vermutung bestätigen. Noch muss das Ganze freigelegt werden. Bis Oktober könnten die Arbeiten voraussichtlich dauern.