1. Krefeld

Wiederaufbau niederrheinischer Städte nach dem Krieg

Wie Krefeld sein Gesicht bekam : Wiederaufbau nach dem Krieg

Im Krefelder Rathaus ist eine Ausstellung zum Wiederaufbau niederrheinischer Städte nach dem Krieg zu sehen. Es handelt sich um ein deutsch-niederländisches Projekt. Stadtarchivar Dr. Olaf Richter stellte es vor.

„US-Großangriff an der Rur auf breiter Front“ titelte eine Krefelder Tageszeitung am 24. Februar 1945. In den Morgenstunden des Vortages begann an der Rur bei Düren die alliierte „Operation Granate“, um die Rheinbrücken zu erreichen und zu sichern.

Schnell rückten die Alliierten bis zum Rhein vor. Ende Februar, Anfang März 1945 endete der Zweite Weltkrieg für die Menschen in der Region. Dann hieß es, die zerstörten Städte und Orte zwischen Rhein und Maas wiederaufzubauen.

Dabei stellte sich die Frage, alles neu und modern zu errichten oder Altes zu rekonstruieren beziehungsweise zu reparieren. Welche Konsequenzen das für die städtische Nachkriegsentwicklung unter anderem in Krefeld mit sich brachte, wird nun in der Ausstellung „Aufbruch und Wiederaufbau“ im Foyer des Rathauses am Von-der-Leyen-Platz gezeigt.

„Das ist im Jahr des Krefelder Stadtjubiläums ein besonderer Zugang zur Nachkriegsgeschichte“, betont Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld. Zum ersten Mal widmen sich Historiker einer grenzüberschreitenden und vergleichenden Analyse des Wiederaufbaus in der deutsch-niederländischen Grenzregion.

Die Idee zu dem von der Euregio Rhein-Maas-Nord geförderten Projekt hatte Dr. Frans Hermans, Leiter des Gemeindearchivs Venlo. „Die Folgen für die Städte haben uns interessiert. Warum sehen die Städte heute so aus, wie sie aussehen“, so Hermans. Dabei wurden Krefeld, Geldern, Venlo, Venray, Nimwegen, Kempen, Straelen, Mönchengladbach, Kleve und Wachtendonk untersucht.

„Es gab ähnliche Voraussetzungen, aber unterschiedliche Ansätze für den Neuanfang“, sagt Richter. Städte wie Kleve, Nimwegen, Venlo und Krefeld wurden in ihren Stadtkernen schwer zerstört.

Auf niederländischer Seite regelte die Regierung in Den Haag zentral den „modernen“ Wiederaufbau. In Venlo setzte man schon im März 1945 die in den 1920er-Jahren dort begonnene Konzeption für die Innenstadt fort.

Bereits vor dem Krieg waren zahlreiche historische Bauten in Krefelds Partnerstadt für eine Neugestaltung des Zentrums abgerissen worden. Die konsequente Umgestaltung der Altstadt wurde bis in die 1960er-Jahre verfolgt und realisiert. Um die Ortsmitte setzte man eine autogerechte Stadt um.

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Seit Beginn des 21. Jahrhunderts änderte sich die Stadtplanung in Venlo. Das Projekt „Q4“ griff beispielsweise vermehrt auf alte, inzwischen verschwundene Stadtstrukturen zurück. Dabei korrigierte man in Venlo teilweise die städtebaulichen Eingriffe der 1960er-Jahre.

Wie in Venlo gab es auch in Krefeld vor dem Zweiten Weltkrieg Planungen, die das Innenstadtbild massiv verändert hätten. Die Nationalsozialisten wollten unter anderem eine durchgehende Ost-West-Achse bauen, für die die St.-Dionysius-Kirche hätte abgerissen werden müssen. Davon wurde allerdings nichts umgesetzt.

Die Anfänge in den westdeutschen Städten nach dem Krieg gestalteten sich gänzlich anders als bei den Nachbarn an der Maas. Es fehlten staatliche Strukturen.

In den Besatzungszonen agierten zuerst die Kommunen für sich. „Dort kamen zudem die Heimatvertriebenen hinzu, die untergebracht werden mussten“, sagt Hermans.

Wie in den Niederlanden existierte auch in Krefeld ein Baustoffmangel. So blieb es zunächst bei dem Ausbessern von öffentlichen Gebäuden. In den ersten Nachkriegsjahren war an Neubauten nicht zu denken. Das änderte sich erst Ende der 1940er-Jahre.

Als wirtschaftlich aufstrebende Kommune nach dem Krieg bekam Krefeld längst nicht so viele Fördermittel für eine autogerechte Stadtentwicklung, wie es in anderen Kommunen erfolgte. Als innerstädtische Achse wurde lediglich die St. Anton-Straße erheblich ausgeweitet.

Eine umfängliche Neugestaltung des Zentrums blieb aus, weil es zahlreiche Grundstückseigentümer gab, die eine großflächige Planung behinderten. Der ursprüngliche Grundriss des mittelalterlichen Krefelds und die Struktur der vier Wälle blieb so erhalten.

Bauliche Eingriffe, auch in den Grundriss, erfolgten allerdings massiv am heutigen Theaterplatz, am nördlichen Ende des Ostwalls und im Bereich des Schwanenmarktes. Dort erinnert nichts mehr an die „alte Stadt“.

Die unmittelbare Nachkriegszeit hat aber auch ihre Spuren in der Innenstadt hinterlassen – an der Hochstraße stehen bis heute noch die damals errichteten ein- oder zweigeschossigen Geschäftshäuser.

Das Buch „Aufbruch und Wiederaufbau. Städtebau im niederrheinländischen Grenzgebiet nach dem Zweiten Weltkrieg“ gehört zu einem Projekt der Stiftung „Geschichte des Raumes Peel-Maas-Niers“. Es umfasst 272 Seiten, ist reich bebildert und kostet 19,95 Euro im Buchhandel.

Die auf dem Buch basierende Wanderausstellung wird während der Öffnungszeiten montags bis freitags im Krefelder Rathaus am Von-der-Leyen-Platz bis Freitag, 17. März, gezeigt,

Im Herbst wird die Ausstellung dann in Kevelaer im Kreis

Kleve präsentiert.