1. Krefeld

Modellprojekt Lebensluft: Wieder eigenständig Atmen lernen

Modellprojekt Lebensluft : Wieder eigenständig Atmen lernen

Wieder Luft holen können ohne Beatmungsgerät. Das Ziel des Modellprojekts, das Helios Klinikum und die AOK jetzt für Lungenpatienten gestartet haben, klingt simpel. Doch dahinter steckt ein kompliziertes Problem.

Die moderne Medizin ermöglicht heute Menschen ein Überleben, die noch vor wenigen Jahren sicher gestorben wären. Künstliche Beatmung ist oft bei der Behandlung von Schlaganfällen oder schweren Lungenerkrankungen über Wochen unerlässlich.

Doch wenn Muskulatur lange nicht gefordert wird, bildet sie sich zurück: Das gilt für die Beine bettlägeriger Personen ebenso wie für die Lunge bei künstlich beatmeten Patienten.

Selbst wenn die Erkrankung, die zu der Intensivbehandlung geführt hat, besiegt ist, bleiben die Betroffenen anschließend meist auf Atemgeräte angewiesen - eine enorme Einschränkung ihrer Lebensqualität, nicht zu reden von den ca. 15.000 Euro Kosten pro Monat.

Doch die bisherige Praxis eines maximal wenige Stunden langen Atemtrainings reicht häufig nicht aus, die Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt von dem Gerät "zu entwöhnen" (engl. "Weaning") wie es in der Mediziner-Fachsprache heißt.

Genau hier setzt die neue Helios-Station "Lebensluft" an. Ein spezialisiertes Team von Atem-, Physio und Ergotherapeuten sowie Logopäden begleitet die Patienten durch den Tag.

Ziel ist es, die Lungenmuskulatur soweit zu stärken, dass die Patienten am Ende nicht mehr auf das Beatmungsgerät angewiesen sind. Geplant ist, dass die Lungenpatienten mehrere Woche bis maximal sechs Monate auf der "Lebensluft"-Station verbringen.

Diese liegt in der ehemaligen Frauenklinik, also im älteren Teil des Klinikums. Die Einzelzimmer sind freundlich gestaltet, eher im Stil einfacher Hotelräume. Es gibt auch einen Gruppenbereich mit Kochecke. Nur noch die in jedem Zimmer stehenden Atemgeräte erinnern an die zurückliegende Zeit auf der Intensivstation-

Die AOK Rheinland/Hamburg fördert das Projekt acht Jahre lang mit einem einstelligen Millionenbetrag. Die zehn Plätze sind aber für Patienten aller Kassen offen.

Das Pilotprojekt wird wissenschaftlich begleitet - auch um zu beweisen, dass es häufig möglich ist, Patienten auch in schweren Fällen häufig wieder von den Beatmungsgeräten zu "entwöhnen" - man muss sie nur langfristig und regelmäßig trainieren.

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"Es ist realistisch, dass rund ein Drittel der Patienten, die wir im Rahmen dieses Modellprojekts betreuen, die Chance auf ein Leben ohne künstliche Beamtung haben. Das ist ein enormer Fortschritt", betont Lungenzentrum-Chefarzt Dr. Manuel Streuter.

(jps)