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Industrie 4.0 in Krefeld: Wie ein Weltmarktführer seinen Vorsprung hält

Industrie 4.0 in Krefeld : Wie ein Weltmarktführer seinen Vorsprung hält

In einer Serie stellt der Extra-Tipp heimische Industriebetriebe vor, die sich der Digitalisierung besonders verschrieben haben. Heute: Autozulieferer GEMO aus Bockum.

Detlev Moritz behält den Überblick. Über Kontinente hinweg. Dem Inhaber und Geschäftsführer des Industrieunternehmens GEMO im Gewerbegebiet Bockum genügt dazu ein Blick auf seinen Bildschirm. Darauf zeichnen sich die Produktionsverläufe in den Niederlassungen ab. Diese stehen in Berlin, Polen, China und Mexiko. Der nächste Standort ist im Aufbau begriffen: in Brasilien.


"Wir produzieren dort, wo unsere Märkte sind", erklärt Moritz, Enkel des Unternehmensmitbegründers.


Auf dem Bildschirm ist jedes Detail vermerkt: welche Sonderleistungen der Maschinenpark in China gerade fährt, wie der Krankenstand im Werk Mexiko ist oder welche Kundenaufträge in Polen abgeschlossen werden konnten.


Die GEMO ist Vorreiter der Digitalisierung. Um das Konzept "Industrie 4.0" in Krefeld störungsfrei umsetzen zu können, hat Moritz vor fünf Jahren leistungsstarke 100 MB-Leitungen legen lassen. Eine eigens gegründete IT-Gruppe kümmert sich um die Server. Sie stehen alle in Krefeld, steuern von hier aus die Anlagen in Übersee und bilden damit das "Gehirn" des Unternehmens.


Die Investition hat sich ausgezahlt: "Wir werden unsere Transaktionskosten um 10 bis 15 Prozent senken können", freut sich der studierte Betriebswirt. Mehr noch: Die Entwicklung von Produktmustern, die den Kunden vorgelegt werden, konnte von Wochen auf Tage verkürzt werden.


Klare Wettbewerbsvorteile. Nicht zuletzt deshalb ist die GEMO Weltmarkführer bei Antriebskabeln für Schiebedächer. Inzwischen produziert sie die Hälfte des weltweiten Bedarfes.


Natürlich spielt dabei die Qualität die entscheidende Rolle. Deshalb greift die Digitalisierung direkt in den Maschinenpark ein. Digital gesteuerte Maschinen können nicht nur über den "Feierabend" hinaus laufen und sich selbstständig regeln. Sie speichern auch die geforderten Eigenschaften der Produkte und überwachen deren Einhaltung. Ergebnis: Präzision bei hohem Tempo.


Damit die vielen Daten, die in dem verzweigten Unternehmen anfallen, "mundgerecht" überliefert werden können, sind Auswahl und Bündelung unerlässlich. In der Sprache der digitalen Welt: Aus "Big Data" werden "Smart Data". Also: Die Anhäufung von Daten verdichtet das System "intelligent" zur relevanten Entscheidungsfindung.

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Leider lockt die digitale Vernetzung auch Dunkelmänner an: "Wir registrieren pro Tag 800 bis 1000 Hacker-Angriffe auf das System". Ob jugendliche Abenteurer oder professionelle Späher - wer weiß? Die hausinternen IT-Experten sind buchstäblich auf Draht. Bisher haben sie noch jeden Angriff abgewehrt.


Ein Beispiel, wie sehr es nach wie vor den Menschen braucht. Seit 2010 hat die GEMO in ihrer Krefelder Zentrale die Zahl ihrer Mitarbeiter erheblich aufgestockt. Und auch der Chef begnügt sich nicht mit Bildschirm-Informationen: "Ich bin 140 Tage im Jahr unterwegs". Die Mitarbeiter in China, Mexiko und Polen verlangen ein Gesicht.

Geschichte der GEMO:

Die Historie der GEMO liest sich wie die eines modernen Start-Ups: Die Brüder Max und Bruno Moritz gründeten das Unternehmen 1922 in einem Berliner Hinterhof. Der ehemalige Jagdflieger und der Maschinenbauingenieur erfanden ein Gerät zur endlosen Herstellung flexibler Wellen. Bald schon lieferten die "Gebrüder Moritz" (daher der Name GEMO) biegsame Wellen an industrielle Abnehmer im In- und Ausland. Nach dem Krieg zog die Firma nach Krefeld. Heute gilt sie als Spezialist für Wellen, Steigungskabel und Seilzüge. Die Bewegungsteile werden vor allem in der Autoindustrie eingesetzt, z.B. zur Sitzverstellung. Der Jahresumsatz übersteigt 48 Millionen Euro. 85 Mitarbeiter in der Krefelder Zentrale und 650 weltweit sind im Unternehmen tätig, das immer noch im Familienbesitz ist.