1. Krefeld

Szenen einer schlimmen Vergangenheit

Schüler erstellen Graphic Novel : Szenen aus der NS-Zeit

Schüler des Berufskollegs Glockenspitz haben Erinnerungsszenen eines Krefelder KZ-Überlebenden in kreative Bilder gefasst. Als „Graphic Novel“ sind sie in der Villa Merländer nun zu sehen.

Werner Heymann hatte ein schlimmes Schicksal. Der 1924 geborene Krefelder wurde als Jude in der Zeit des Nazionalsozialismus verfolgt und als Zwangsarbeiter in eine Außenstation des Konzentrationslagers Auschwitz verschleppt. Der junge Mann überlebte, weil er die Peiniger mit seinem  blauen Akkordeon unterhalten konnte. Nach dem Krieg kehrte er ins zerstörte Krefeld zurück. 1947 wanderte er nach Chile aus.

Von dort aus unterhielt er einen Briefwechsel mit einer Krefelder Freudin: Marlies Mildebrath. „Ich selbst habe ihn in den 80er Jahren kennengelernt“, erklärt ihr Sohn Bernd Mildebrath. Heute ist der Sohn Vorständler des Fördervereins der Villa Merländer, der Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld zur NS-Vergangenheit.

Die Dokustelle hat 2008, im Todesjahr des Werner Heymann, dessen Erinnerungen an seine Jugend in Krefeld und seine Leidenszeit in den NS-Lagern als Buch herausgebracht. „Mein himmelblaues Akkordeon“, heißt das 160 Seiten starke Werk, das im Krefelder Stefan-Kronsbein-Verlag erschienen ist, inklusive beigefügtem Hörbuch.

Bernd Mildebrath gab die Anregung, das Buch zur Grundlage eines Kreativprojektes Krefelder Schüler werden zu lassen. Jugendliche des Fachbereichs Grafikdesign am Berufskolleg Glockenspitz griffen die Idee auf und haben Schlüsselszenen des Buches in gemalte und gezeichnete Bilder umgesetzt. Diese sind mit den entsprechenden Textpassagen aus dem Buch versehen und bilden somit nun eine „Graphic Novel“ in 20 plakatgroßen Seiten.

Schülerin Madleine Sofie Becker hat zum Beispiel in düsterem Schwarz-Weiß einen Kopf gezeichnet, in dessen Inneren der gefangene Werner Heymann in seiner Zelle sitzt. „Jeder von uns hat sich doch schon mal ganz allein gefühlt“, stellt die junge Künstlerin den Bezug zur allgemein-menschlichen Befindlichkeit her.

Das gefällt Initiator Bernd Mildebrath: „Die Bilder stellen auch eine Beziehung zur Gegenwart her und erlauben einen Blick auf uns selbst.“ 

Die „Graphic Novel“ der Schüler ist bis 20. November in der Villa Merländer an der Friedrich-Ebert-Straße 42 ausgestellt (sonntags 14 - 17 Uhr; mittwochs 9 - 14 Uhr).

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Bernd Mildebrath hat übrigens Werner Heymann sieben Jahre vor seinem Tod in Chile besucht. Und lernte in ihm einen immer noch Ur-Krefelder kennen. Als der Gast bei Tisch nicht so richtig zugreifen wollte, forderte Heymann ihn dazu in breitestem Krieewelsch Platt auf: äht, jong.