1. Krefeld

SWK-Bilanz: Gaspreise verdoppeln sich, Strom kostet 30 Prozent mehr​

SWK zieht Bilanz und blickt in die Zukunft : Gaspreise verdoppeln sich, Strom kostet 30 Prozent mehr

In den kommenden Monaten ist mit einer Verdoppelung der Gaspreise und 30 Prozent plus bei den Stromkosten zu rechnen. Das gab die SWK heute im Rahmen ihrer Bilanz-Pressekonferenz bekannt.

„Im Vergleich dazu ist das, was sich zur Zeit an den Tankstellen abspielt, gar nichts“, sagt SWK-Vorstandssprecher Carsten Liedtke. Alle Kunden, die einen Grundversorgungs-Vertrag abgeschlossen hätten, müssten sich noch in diesem Jahr auf deutlich höhere Gas- und Strompreise einstellen. Lediglich diejenigen Kunden, die einen Vertrag mit Preisbindung unterschrieben haben, bleiben vorläufig von der exorbitanten Kostensteigerung bis zum Auslaufen des Vertrages verschont.

Grund für die Verdoppelung der Gaspreise und das 30-prozentige Plus bei den Stromkosten sei der Ukraine-Krieg, so Carsten Liedtke und seine Vorstandskollegin Kerstin Abraham beim Bilanz-Pressegespräch der SWK: „In einer so kuzen Zeitspanne hat es in Deutschland und ganz Europa noch keine solche Preiserhöhung gegeben. Und darin ist ein mögliches Gas-Embargo noch gar nicht eingerechnet.“ Vor kurzem hatte die Bundespolitik ein solches Embargo, also den kompletten Lieferstopp für russisches Gas, ins Spiel gebracht. Kerstin Abraham: „Wenn es tatsächlich kommt, dann wäre die Welt eine andere.“ Gasversorger wie die SWK müssten dann sämtliche Lieferverträge neu ausschreiben und weitere, noch extremere Preiserhöhungen an die Kunden weitergeben.

Denn die Wäremeerzeugung durch Gas, das machten die SWK-Vorstände deutlich, sei in den nächsten Jahren und Jahrzehnten unverzichtbar: „Gas bleibt als Brücke für die alternative Energieerzeugung noch bis in die 40er Jahre des 21. Jahrhunderts erhalten.“ Durch den Ukraine-Krieg sei diese Brücke jedoch zu einem schmalen Steg geworden.

Um Engpässen bereits jetzt vorzubeugen, planen die SWK unter anderem, die Lagerkapazitäten für Flüssiggas auszuweiten. „Außerdem werden wir uns perspektivisch mit dem Thema Wasserstoff beschäftigen“, so Carsten Liedtke.

Durch das Einsparen von Heizenergie - etwa den Einbau einer neuen Gasheizung oder das Absenken der Raumtemperatur - könne jeder etwas tun, um die Kostensteigerung zumindest ein wenig abzufedern, so die Vorstände weiter. Sie raten auch dazu, frühzeitig die Abschlagszahlungen anzupassen, um am Ende des Jahres nicht vor einer großen Nachzahlung zu stehen. Für die besonders betroffenen sozial schwachen Haushalte müsse jedoch der Staat einspringen: „Selbstverständlich werden wir, wie bisher auch, bei Kunden, die nicht zahlen können, nach Lösungen suchen – etwa Ratenzahlungen – und mit dem Thema Stromsperrungen weiterhin mit Augenmaß umgehen.“ Doch nicht allen Kunden könne man ein zufriedenstellendes Hilfsangebot machen. Hier sei die Bundesregierung gefragt, um soziale Härten abzufangen.

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Momentan verzeichnet die SWK noch keinen Anstieg der Stromsperren oder Ratenzahlungs-Vereinbarungen, auch nicht in der Coronazeit. „Aber dieser Anstieg wird kommen, da sind wir sicher“, so Carsten Liedtke.

In Krefeld versorgen die Stadtwerke rund 125.000 Kunden mit Strom und 40.000 mit Gas. Außerdem gibt es 2.000 Fernwärme-Kunden. Bundesweit verzeichnete der SWK-Konzern, zu dem auch das Unternehmen „lekker“ gehört, zum Stichtag 31. Dezember 2021 etwa 770.000 Kunden im Energiebereich. Große Standorte sind beispielsweise Berlin mit ca. 100.000 Energieverträgen und Hamburg mit rund 30.000.

Wirtschaftlich war 2021 für die SWK ein erfolgreiches Jahr. Mit rund 1,53 Milliarden Euro Konzernumsatz konnte das Unternehmen die Vorjahreszahlen nochmals um 160 Millionen Euro steigern und die Prognose übertreffen. Der Konzernjahresüberschuss liegt mit ca. 35 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahr (23 Mio.), was nach Auskunft des Vorstands am hohen Betriebsergebnis (54 Mio. Euro) und damit auch höheren Ergebnis vor Steuern liegt. Der Zufluss für die Stadt Krefeld liegt mit 21,8 Mio. Euro leicht über dem Vorjahresniveau (21,5 Mio. Euro).

Geliefert wird hauptsächlich „Ökostrom“: 84 Prozent des durch SWK- und lekker-Kunden verbrauchten Stroms stammt aus Wind-, Solar-, Wasserkraft-, Biomasse- oder Geothermieanlagen. Baustein einer autarkeren Energieversorgung soll ein neuer Wärmespeicher in Krefeld sein, der noch in diesem Jahr gebaut und ab 2023 in das Fernwärmenetz integriert werden soll.