1. Krefeld

„650 Jooehr – öm wie nix“ : Pappköpp begeistern mit neuem Programm

„650 Jooehr – öm wie nix“ : Pappköpp begeistern mit neuem Programm

Die Krieewelsche Pappköpp greifen in ihrem neuen Programm „650 Jooehr – öm wie nix“ das bevorstehende Stadt­jubiläum in großartiger Art und Weise auf.

Krefeld im Jahr 2073. Anlässlich der 700 Jahr-Feier wird der Stadt von der Unesco der Status des Weltkulturerbes verliehen. Doch die anfängliche Freude währt nur kurz. Denn ein Blick auf die Urkunde bringt Ernüchterung. Krefeld wird für seine „mittelalterlichen Straßen und Wege“ ausgezeichnet. Ein Trauerspiel – bereits heute. Die Krieewelschen Pappköpp skizzieren diesen Missstand in ihrem neuen Programm „650 Jooehr – öm wie nix“ gewohnt süffisant. Am Wochenende feierten die Puppenspieler, die sich seit ihrer Gründung 1978 einen Platz in den Herzen der Krefelder erobert haben, eine umjubelte Premiere.

Naheliegend, dass die Pappköpp das bevorstehende Stadtjubiläum als Grundlage für ihre neue Show nutzen. Und so startet die wilde Reise von Matthes, Schäng und Co. auch im Jahr 1373 mit dem Stück „Daarestied, Karl“. Petra Lentzen, die, dies sei jetzt schon erwähnt,  ihre Feuertaufe als Spielleiterin des 16-köpfigen Ensembles bravourös meisterte, ließ eine Krieewelsche Delegation samt Ziegenbock zu Kaiser Karl IV nach Prag reisen, um dort die lang ersehnte Urkunde über das Stadtrecht zu erhalten. Dass Oppum 300 Jahre älter als Krefeld ist, wird übrigens schnell unter den Teppich gekehrt. Muss ja niemand erfahren, lautet das Motto. Doch was tun mit dem Stadtrecht? Ein Vorschlag: Eine Mauer bauen. „Und wer nach Hüls will, muss bestraft werden“. Das Publikum hat viel Freude an den kleinen Spitzen, die auch (wiederkehrend) OB Meyer und die Verwaltung treffen. So beklagen die Pappköpp gesanglich in Peter Maffay-Manier („Über sieben Brücken musst du gehen“), dass die Stadtwaldbrücke „vorübergehend für sieben Jahre gesperrt“ ist.

Ganz großartig ist das kurze Gastspiel von „Nösi“, der interaktiven Auskunft der Stadt Krefeld, der zwar nicht hundertprozentig funktioniert, aber herrlich offen darüber informiert, dass „das Glasdach am Ostwall immer noch nicht repariert ist“.

Lachsalven lösen „De jrößte Pluutenschau der Welt“ und „Die Bürgerbefragung“ aus – zwei Höhepunkte eines insgesamt runden Abends, der versöhnlich endet. Die Pappköpp nehmen zwar kein Blatt vor den Mund, legen den Finger in die offenen Wunden der Stadt und sparen nicht mit Kritik. Aber am Ende preisen sie ihre Heimatstadt. „Happy Birthday, Krieewel“ tönt es zur Zugabe aus den hölzernen Kehlen. Donnernder Applaus. Wieder einmal eine großartige Vorstellung im Puppentheater.