1. Krefeld

Neuste Forschung über Albert Steeger

Gutachten NS-Vergangenheit : „Gewisse Spannung aushalten“

Albert Steeger gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der Stadt Krefeld. Seine Verdienste sind unbestritten. Doch hält seine Vergangenheit den heutigen Maßstäben stand? Das ließ Oberbürgermeister Meyer von einem Bonner Historiker untersuchen.

„Ich habe so gut wie keine Anbiederung an den Zeitgeist der NS-Zeit feststellen können“, fasst Professor Dr. Joachim Scholtyseck seine Nachforschung über den Krefelder Heimatkundler Albert Steeger zusammen. Seine Empfehlung: „Man sollte den Straßennamen beibehalten.“ 

Dr. Albert Steeger ist in Krefeld und am Niederrhein eine legendäre Persönlichkeit. In den 30er Jahren entdeckte er das römisch-fränkische Gräberfeld in Gellep und begründete das Landschaftsmuseum an Burg Linn. Zahlreiche Schriften über archäologische, geologische und geschichtliche Themen am Niederrhein belegen seinen Ruf als „Universalgelehrter“. 1945 übernahm er die Leitung der Krefelder Museen. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz und bekam den Professorentitel verliehen. 1958 ist er verstorben. Straßen und Preise sind nach ihm benannt.

Doch unsere heutige Zeit ist sehr sensibel und kritisch geworden gegenüber prominenten Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus gelebt und gewirkt haben. Vor wenigen Jahren erst wurde am Straßenschild, das dem Krefelder Schriftsteller Otto Brües gewidmet ist, ein Zusatz angebracht, der auf seine vorgeblich mangelnde Distanzierung vom NS-Regime abhebt. Andere Namen wurden ganz aus dem Straßenbild entfernt.

Nachdem Fragen auch zu Albert Steegers Haltung aufkamen, wollte Oberbürgermeister Frank Meyer Klarheit gewinnen und beauftragte den Bonner Historiker Prof. Scholtyseck mit einer wissenschaftlichen Expertise. Denn Meyer verwahrt sich ausdrücklich gegen „Pauschalurteile und Generalverdächtigungen“. Meyer: „Das ist das Gegenteil von Aufarbeitung.“ Zudem sei es wohlfeil, aus der sicheren Position in einem demokratischen Staat heraus über Menschen zu urteilen, die in der Diktatur gelebt haben. „Eine gewisse Spannung werden wir aushalten müssen“, sagt Meyer im Hinblick auf historische Persönlichkeiten, die keine Schuld auf sich luden, sich aber mit den Machthabern arrangieren mussten.

Auch im Falle von Albert Steeger stellt Prof. Scholtyseck Arrangierungen fest. Er ist als Lehrer Mitglied des NS-Lehrerbundes und tritt in die NSDAP ein. Aber politisches Engagement zeigt er nicht. Auch antisemitische oder ideologische Einflüsse in seinen Heimatforschungen konnte Scholtyseck keine feststellen. Sein Eindruck: „Der Mann dachte wissenschaftlich.“

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Steeger gilt sogar als modern. Er richtete nach dem Krieg an Burg Linn eine Museumsschule ein, obwohl Museumspädagogik noch gar nicht bekannt war. Er reiste nach Holland und Skandinavien, um Anregungen für ein geplantes Freilichtmuseum zu finden. Um seine Person rankte sich in Krefeld auch eine intellektuelle Gemeinschaft.

Über den Umgang mit dem Straßennamen entscheidet der Stadtrat. OB Meyer hat dafür nun eine Grundlage fertigen lassen.