1. Krefeld

Musical Cabaret in Krefeld feiert Triumph

Furiose Inszenierung in Krefeld : Musical Cabaret feiert Triumph

Das Musical „Cabaret“ von 1966 erfährt im Krefelder Stadttheater eine furiose Aufführung. Musik, Schauspiel und Bühnenbild begeisterten bei der Premiere das Publikum.

Der letzte Ton des Musicals „Cabaret“ ist kaum verklungen. Da erhebt sich im Stadttheater wie auf Kommando das gesamte Publikum, von der ersten Reihe bis hoch oben im Balkon, und klatscht brausend  Beifall. Standing Ovation des ganzen Saals. Und der Applaus will nicht abebben. Das Publikum bei der Premiere ist aus dem Häuschen. Das überglückliche Ensemble auf der Bühne muss eine Zugabe geben.

Das liegt sicherlich an dem Stück selbst mit seinen fetzigen Songs, die weltberühmt geworden sind. Das liegt aber nicht weniger an der geglückten Krefelder Inszenierung. Regisseur Frank Matthus bringt das Kunststück fertig, drei Geschichten sauber zu strukturieren, ohne die Bühne dazu umbauen zu müssen. Die erste Geschichte handelt vom anrüchigen Nachtclub im Berlin der End-20er Jahre, dessen leicht bekleidete Tingeltangelstars es mit der Moral nicht so genau nehmen. Die zweite Geschichte ist die tragische Liebe zwischen der Sängerin Sally Bowls und einem erfolglosen Schriftsteller aus Amerika. Die dritte Geschichte handelt von der Zerstörung der Gesellschaft durch den aufkeimenden Nationalsozialismus. In Spiel und Bühnenbild verschachtelt Regisseur Matthus die drei Geschichten so geschickt, dass die Zuschauer nie den Überblick verlieren.

Das achtköpfige Orchester unter Leitung von Jochen Kilian entfaltet eine erstaunliche klangliche Wucht. Wenn es den singenden Schauspielern in die Songs einfällt, fährt es dem Publikum in die Beine. Die berühmten Nachtclubnummern wie „Willkommen, bienvenue, welcome“ werden im original Englisch gesungen, die Dialogpassagen in Deutsch. Beeindruckend sind vor allem die wirbelnden Tänze auf der Nachtklubbühne. Choreografin Kerstin Ried hat mit den Tänzerinnen und Tänzern, die eigens für die Produktion engagiert wurden, fernsehreife Leistungen einstudiert.

Die Hauptrolle des Musicals spielt und singt Jannike Schubert als Klubstar Sally Bowles. Eine Frau, die das Leben auf sich zukommen lässt und nicht nach Prinzipien fragt. Doch der schmierige Conférencier, dargestellt von Adrian Linke, steht öfter auf der Bühne. Denn er führt nicht nur in der Fiktion durch das Programm des Nachtklubs, sondern  auch die Theaterzuschauer durch die drei Geschichten. Stets distanziert und ironisch.

Esther Keil und Bruno Winzen sorgen mit ihrem Spiel als spießig-sich abtastendes Seniorenpaar für Humor. Der allerdings durch die Zeitverhältnisse zu Beginn der 30er Jahre in Schrecken umschlägt. Selten ist die schleichende Nazifizierung der Gesellschaft so eindrucksvoll dargestellt worden. Das Krefelder „Cabaret“ ist beste Unterhaltung und Geschichtsunterricht in einem.   

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Weitere Vorstellungen: 12., 17., 25. Februar; 26. März; 16., 28. April; 14., 31. Mai; 11. Juni. Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151/805-125.