1. Krefeld

Modisches Highlight: Schriftband an der Mütze

Musterbuch vom Mode-Highlight : Schriftband an der Mütze

Über 100 Jahre waren Matrosenanzüge mit Mütze das modische Highlight bei Kindern und Jugendlichen. Jetzt hat das Textilmuseum in Linn einen seltenen Schatz aus dieser Epoche erhalten.

„Matrosenanzüge waren Festtagskleidung“, wirft Dr. Isa Fleischmann-Heck den Blick zurück in die Kaiserzeit. Die Jungen trugen blaue Hose, weißes Hemd und ein blaues Tuch. Als Krönung galt die Matrosenmütze auf dem Kopf. Und dessen I-Tüpfelchen war das schwarze Band, das die Mütze umzog. Vielfach beschriftet mit illustren Namen von Schiffen und verziert mit bunten Flaggen oder Emblemen. 

Isa Fleischmann-Heck hat sich als stellvertretende Leiterin des Deutschen Textilmuseums in Linn (DTM) intensiv mit historischer Kinderkleidung beschäftigt. Deshalb sind die Leiterin des Museums, Dr. Annette Schieck, und sie hoch erfreut über eine ganz besondere Schenkung: Ein dickes historisches Musterbuch, gefüllt mit Prototypen dieser schwarzen Mützenbändern.

In goldenen, vielfach schwungvoll gestalteten Lettern sind Namen wie „Hindenburg“, „Rheinland“ oder auch „SMS Emden“ aufgestickt. Auch ausländische Namen sind dabei. Dazu farbige Embleme wie Steuerrad, Flugzeuge oder eine Nationalflagge. 

Das Musterbuch stammt offenkundig von einer Textilfabrikation. Diese versorgte mit den jeweils passenden Bändern die Mützen der Kinderkleidung, aber ebenso der echten Matrosen auf Schiffen und bei der Marine. Und dies offensichtlich in verschiedenen Ländern, wie an der Vielfalt der Sprachen abzulesen ist.

Edler Spender des historischen Musterbuches ist Dr. Michael Habersack, Leiter des Viersener Kreisarchivs. Dort lagert der Nachlass eines Nettetaler Ortsbürgermeisters, der 2004 verstorben ist. Zu diesem Nachlass gehört auch das Musterbuch.

„Wir haben uns gefragt, wer geeignet ist, das Buch zu restaurieren und in seinen Bestand aufzunehmen“, erläutert Dr. Habersack. Die Wahl fiel auf das DTM, weil das Museum über eine spezielle Restaurierungswerkstatt mit entsprechendem know-how verfügt und zudem das Buch in seinen thematischen Zusammenhang einfügen kann.

Habersack vermutet, dass das Musterbuch aus der ehemaligen Firma Kunstseiden AG im Kreis Viersener Waldniel stammt. Von dort ist es nicht weit zum ehemaligen Wirkungskreis des verstorbenen Ortsbürgermeisters von Nettetal-Breyell.

DTM-Leiterin Dr. Annette Schieck bestätigt, dass das Museum bislang kein solches Exemplar in seinem Bestand hat. Es bildet also eine wertvolle Ergänzung. „Langfristig wird es sicherlich Forscher geben, die sich damit befassen wollen“, vermutet die Direktorin.

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Isa Fleischmann-Heck vermag jetzt schon viel Wissenswertes über den Teilbereich Matrosenanzüge als Kinderkleidung zu vermitteln. „Die Mützenbänder waren sehr begehrt“, unterstreicht die Textilwissenschafterin.

Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Matrosenmode für Kinder bis 16 Jahre aufgekommen. Sie hielt sich bis die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Da die Matrosenanzüge aber sehr kostspielig waren, wurden für den Massenkonsum gestrickte Anzüge auf den Markt geworfen. Diese waren billiger. Für Mädchen gab es Matrosenkleider. Getragen wurden sie bei Festen und nicht selten bei der Einschulung. Als letzten Ausläufer der Mode sieht man sie heute noch bei den Wiener Sängerknaben.