1. Krefeld

Malaria am Niederrhein

Kann die Krankheit zurückkehren? : Malaria am Niederrhein

Die Malaria scheint eine typische Krankheit tropischer Länder zu sein. Doch sie trat lange Zeit auch in Krefeld und am Niederrhein auf. Könnte sie durch den Klimawandel zurückkehren?

„Wir wollen keine Angst machen“, versichert Stefan Kronsbein, „sondern aufklären und die öffentliche Debatte beleben.“ Zusammen mit der Biologin Dr. Carmen Gallas hat der Geschäftsführer des Naturwissenschaftlichen Vereins Krefeld ein Buch mit dem Titel „Malaria am Niederrhein“ verfasst.

Denn die gefürchtete Krankheit tritt nicht nur in tropischen Ländern auf. Zwar gelten die rund 600 - 1000 Fälle, die jedes Jahr in Deutschland bekannt werden, als „eingeschleppt“ aus fremden Ländern. Aber in den vergangenen Jahrhunderten entstanden auch in Krefeld und am Niederrhein immer wieder „eigene“ Infektionen; bis zur Entdeckung des Malaria-Erregers 1880 meist unter den Namen „Kaltes Fieber“, „Sumpffieber“ oder „Wechselfieber“.

Daran knüpft sich nun die aktuelle Sorge der beiden Autoren: „Der Klimawandel begünstigt die Bedingungen für den Erreger“, fürchtet Dr. Gallas. Denn der Übeltäter, eine in Deutschland nach wie vor verbreitete Stechmücke der Gattung Anopheles, schätzt die Wärme. Überdies entwickelt sie  sich gern in Tümpeln und Kleingewässern, von denen es am Niederrhein reichlich gibt. Sie ist übrigens nur die Überträgerin der Infektion, eigentlicher Auslöser ist ihr Parasit der Gattung Plasmodium. 

Dass die Sorge nicht unbegründet ist, zeigt ein Blick in die Geschichte. Schon 1793 weist ein Tagebucheintrag aus Krefeld-Uerdingen über ein „viertägiges Fieber“ auf Malaria hin.  1827 trat „das Wechselfieber“ zum wiederholten Male im Regierungsbezirk Düsseldorf auf, namentlich auch in Kempen und Krefeld. 1832 verzeichnet der Chronist am Niederrhein „eine merkliche Zunahme in der epidemischen Verbreitung des Wechselfiebers“. 1843 ist sogar von einer Fieberwelle die Rede, unter der mit am stärksten die Stadt Krefeld zu leiden hätte.

Stefan Kronsbein, der auch Historiker ist, hat viele solcher geschichtlichen Hinweise akribisch aufgelistet. Als Schwerpunkte der Entstehung der Krankheit wurde in der Fachliteratur „das Bruchgebiet zwischen Hüls und Hülserberg“ genannt. Ebenso verzeichnet der Historiker die erfolgte Entwarnung: „Seit 1880 bis gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kannte man im Raum Krefeld keine endemische Malaria mehr“. 

Auch den historischen Heilmittel gegen die Krankheit, bevor es moderne Medikamente gab, widmet Kronsbein seine Aufmerksamkeit. So heilte vor 1800 in Hüls ein „Einsiedler vom Hülser Berg“ die erkrankten Menschen mit „nicht näher genannten Kräutern“. Anderorts kamen u.a. Kampfer, Brombeerkraut und Brachwurz zum Einsatz. Nicht zuletzt wurden auch Wallfahrten nach Kevelaer unternommen. 

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Die fachübergreifende Untersuchung der beiden Autoren mündet in einen beruhigenden Ausblick: „Ein Auftreten der Malaria am Niederrhein ist eher als unwahrscheinlich zu betrachten.“ Das dürfte nicht zuletzt der modernen Daseinsvorsorge und der modernen Medizin zu verdanken sein. Dennoch: Die Autoren möchten auf das Thema aufmerksam machen und die Diskussion darüber anregen.

Das Buch umfasst 72 Seiten, wird vom Naturwissenschaftlichen Verein Krefeld e.V. herausgegeben und kostet 15 Euro. Erhältlich im Buchhandel oder bei Verleger Stefan Kronsbein unter E-mail: kronsbein@aol.com