1. Krefeld

Krebs-OP: Einzigartig und schonend

Krebs-OP: Einzigartig und schonend

Täglich werden im Uerdinger Malteser-Krankenhaus Krebspatienten behandelt. Sie profitieren von einer äußerst schonenden Methode, die Dr. Dr. Thomas Mücke entwickelt hat.


Sieben Ärzte, Pfleger und Schwestern ganz in grün, ein geschäftiges Treiben herrscht im Operationssaal des Uerdinger Malteser-Krankenhauses. Doch von Hektik keine Spur, jeder weiß genau wo er zu stehen und was er zu tun hat. Trotz 100 prozentiger Konzentration pflegt Dr. Dr. Thomas Mücke einen lockeren Umgang. "Kommen Sie ruhig näher ran. Aber hoffentlich haben Sie heute morgen auch schon gefrühstückt, nicht dass Sie uns umkippen."

Der Zwei-Meter-Mann mit Sinn lässt sich gerne bei seinen Operationen über die Schulter schauen. Schließlich kann er, nicht ganz ohne Stolz, ein einzigartiges Verfahren für Krebstumor-Patienten demonstrieren, das der zweifache Vater selbst entwickelt hat. "Außer uns machen dieses Verfahren noch maximal drei Kliniken in Deutschland."

In dem komplizierten und hoch komplexen Prozess wird den Patienten aus einer anderen Körperregion, in diesem Fall der Oberschenkel, gesundes Gewebe entnommen und anstelle des Tumors eingesetzt. Das klingt nicht neu — aber das wie ist entscheidend, denn es handelt sich um minimal invasive Chirurgie.

"Am Oberschenkel entfernen wir ein einzelnes Gefäß mit Gewebe, was dem Patienten nach der Tumorentfernung in den Mund- bzw- Kieferbereich eingesetzt wird." Millimieter für Millimeter arbeitet sich der Chefarzt durch das Haut und Muskelgewebe, um an das Gefäß zu gelangen. Nach rund einer Stunde ist es so weit, der "corpus delicti" ist freigelegt und kann entfernt werden.

"Schauen Sie einmal ganz genau hin", empfiehlt der Experte. Und es lohnt sich. Ein zartes Pochen ist zu sehen, der Herzschlag pulsiert — ein faszinierender Anblick. "Genau das ist unser Ziel: das gesunde Gefäß mit dem Gewebe einzusetzen, damit eine sofortige Durchblutung und schnellere Heilung gewährleistet ist."

Krebs-OP: Einzigartig und schonend
Foto: P.R.

Bereits vor der Entnahme wurde der Mundraum von den Assistenzärzten vorbereitet und präpariert, sodass der Tumor entfernt werden kann. "In diesem Fall ist er drei Zentimeter groß, entfernt wird aber eine Fläche von fünf Zentimetern", schildert der 37-jährige Chefarzt. "Sicherheitsabstand, damit der Tumor komplett entfernt ist und der Patient geheilt werden kann."

Erst danach wird das Gefäß mit dem Transplantat an der entsprechenden Stelle in der Mundhöhle eingesetzt. Nach vier bis sechs Stunden ist alles vorbei.
Doch die Mühen lohnen sich — in erster Linie natürlich für den Patienten. Denn die haben vor allem während und im Nachgang der Operation viel weniger Probleme.

"Insgesamt verzeichnen wir bei diesem Verfahren rund 25 Prozent weniger Komplikationen. Statt fast 14 Tagen auf der Station können die Patienten das Krankenhaus schon nach 7—10 Tagen verlassen und bereits nach 3—4 Tagen wieder essen. Die so genannte Entnahmemorbidität können wir sehr gering halten", erklärt Dr. Mücke. "Das gesamte Verfahren ist für den Krebspatienten viel schonender, entsprechend können auch ältere Menschen besser operiert werden."

Doch auch das beste Operationsverfahren erfüllt nur seinen Zweck, wenn die Krankheit früh genug diagnostiziert wird. "Dieser Patient hat den Tumor schon drei Monate in sich, aber keine Schmerzen gehabt und nichts davon bemerkt. Erst bei der Untersuchung bei einem niedergelassenen Kollegen wurde der Tumor entdeckt", schildert Dr. Dr. Mücke.

"Ich kann den Patienten nur ans Herz legen, Probleme oder Schmerzen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen."

Krebs-OP: Einzigartig und schonend
Foto: Malteser Krankenhaus Uerdingen