1. Krefeld

Konjunkturdelle

IHK befragte Firmen : Gefahr der Konjunkturdelle

Kommt die Wirtschaft am Niederrhein aus dem Tritt? Das muss nicht sein. Aber die Risiken sind erkennbar.

Wenn IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz in den letzten Jahren die traditionelle Firmenumfrage vorstellte, durfte er zuversichtlich lächeln: Die meisten der rund 800 befragten Unternehmen am Mittleren Niederrhein strotzten vor Optimismus.


Das ist in diesem Jahr erstmals anders: "Wir erwarten eine Konjunkturdelle", beschreibt Steinmetz die Stimmung in der Wirtschaft. "Das muss nicht in eine Rezession ausarten", beruhigt der IHK-Chef. Zumal der Befund von Branche zu Branche unterschiedlich ausfällt. Doch Skepsis ist angebracht: "Die Wachstumsaussichten sind schlechter als im Vorjahr".


Das liegt an den Risiken, die die Unternehmenschefs in diesem Jahr mitdenken müssen. Da drückt zum einen der Fachkräftemangel. Gut 40 Prozent der Unternehmen melden Probleme bei der Besetzung von Stellen.


Des weiteren plagt sich die exportorientierte Wirtschaft mit den neuen Handelskriegen zwischen den USA und China. Zölle und sonstige Einschränkungen sind Gift fürs Geschäft. Vor allem der Brexit verursacht den Firmen im Rheinland Kopfzerbrechen. "Großbritannien ist der drittwichtigste Handelspartner für Nordrhein-Westfalen", führt Steinmetz die Dramatik vor Augen. Deshalb erwarten 33 Prozent der befragten Unternehmen negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte.


Aber auch hausgemachte Sorgen drücken auf die Stimmung. "Der Ausstieg aus der Kohle wird die Energiepreise steigen lassen", befürchtet Jürgen Steinmetz. Und nicht nur er. Jetzt bereits schlagen sich die Unternehmen in Deutschland mit den höchsten Energiepreisen herum.


Trotz alledem erwarten die Volkswirte ein moderates Wachstum. Das liegt daran, dass die einzelnen Branchen ihre Aussichten unterschiedlich einschätzen.


Der Großhandel betrachtet seine Lage weiterhin als gut. Das geht auf die Konsumlust der Deutschen zurück. Auch 34 Prozent der Einzelhändler erwarten Einnahmen, die oberhalb des 10-Jahres-Durchschnitts liegen.
Ebenfalls die Dienstleister wollen nicht klagen, wenn ihr Optimismus auch etwas nachgelassen hat.
Geradezu euphorisch gebärdet sich das Baugewerbe. Die Baubetriebe sind bis an die Grenze ausgelastet, ihre Investitionen steigen. Denn schließlich fehlen überall Wohnungen und die Infrastruktur muss vielerorts verbessert werden.


Trübe sieht es hingegen in der Industrie aus. Sie ist von den internationalen Handelshemmnissen am stärksten betroffen. Vor allem die Chemiebranche, die auch am Niederrhein stark vertreten ist, leidet. Aber auch der Maschinenbau.

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Bei so unterschiedlichen Erwartungen sind klare Aussagen über den Trend der Konjunktur schwierig. Jürgen Steinmetz bringt die Unsicherheit auf den Punkt: "Die Konjunktur steht am Scheideweg." Es wird auf die politischen Rahmenbedingungen ankommen, ob die Wirtschaft ihren Tritt halten kann.