1. Krefeld

Kommissare, die selbst zu Tätern wurden

Dokumentation in Krefeld : Kommissare, die zu Tätern wurden

Die Geschichte der Kriminalpolizei im Rheinland stellt eine Ausstellung der Villa Merländer dar. In der NS-Zeit weist sie viele dunkle Punkte auf. Heute Abend, 4. November, 19 Uhr, wird die Schau eröffnet.

„Das Landeskriminalamt hat die Ausstellung selbst mitfinanziert“, hebt Sandra Franz anerkennend hervor. Die Leiterin der Krefelder NS-Dokumentationsstätte hat die Ausstellungsräume in der Villa Merländer freiräumen lassen für eine Wanderausstellung zur Geschichte der Kriminalpolizei an Rhein und Ruhr von 1920 bis 1950. Initiatorin der Dokumentation ist die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf.

Kern der Ausstellung mit dem Titel „Die Kommissare“ ist die Verstrickung der Kriminalpolizei in die Verbrechen des NS-Regimes. Aber sie setzt viel früher ein: „Sie beleuchtet auch die Vorgeschichte“, verweist Franz auf die hohen Stellwände mit vielen historischen Fotos und Erläuterungstexten. In den 20er Jahren begann die Kripo sich zu professionalisieren. So ist beispielsweise ein sogenanntes „Mord-Auto“ abgebildet, mit dem die Polizei zu den Tatorten fuhr und in dem alle Utensilien griffbereit untergebracht waren, die bei der Untersuchung eines Mordfalles notwendig waren. 

Die Professionalisierung der Ermittlungsmethoden  führte nun aber im Unrechtsstaat der Nazis zu einer üblen Konsequenz: die modernisierte Kripo wurde auch eingesetzt, um die diskriminierenden, rassistischen und sogar mörderischen Maßnahmen des Regimes zu befördern. Ein prägnantes Beispiel dafür ist die sogenannte „Polenaktion“ im Jahr 1938. Rund 17.000 polnische Juden wurden damals von der Kripo verhaftet und zur polnischen Grenze gekarrt. Im Krieg dann waren Kriminalbeamte an Massentötungen hinter der Front beteiligt.

Die Ausstellung wirft auch einen Blick auf die Nachkriegszeit. „Die Kripo nutzte Karteikarten aus der NS-Zeit bei Einsätzen unter Sinti und Roma“, gibt Sandra Franz ein Beispiel für ungute Kontinuitäten. Auch Kripobeamte, die an Verbrechen beteiligt gewesen waren, konnten teils in der jungen Bundesrepublik ihre Karriere fortsetzen.

Die Ausstellung läuft bis zum 23. Januar. Die Dauerausstellung ist für diesen Zeitraum in der Villa Merländer nicht zu sehen. Die Öffnungszeiten sind aber erweitert worden: mittwochs 9-14 Uhr, donnerstags 14-19 Uhr, sonntags 13-17 Uhr. Öffentliche Führungen sind: 17. November um 18 Uhr, 11. Dezember um 15 Uhr und 10. Januar um 19 Uhr. Gruppen- und Schulführungen sind buchbar unter: ns-doku@krefeld.de