1. Krefeld

Hintergründe zur faszinierenden Peru-Ausstellung

Geschichte und Geschichten : Hintergründe zur Textilschau Alt-Peru

Zur aktuellen Ausstellung über prähistorische Textilien aus dem alten Peru ist jetzt ein Buch erschienen. Es wurde weitaus mehr als ein Katalog der prächtigen Ausstellungsstücke.

„Frau Jaques war eine spannende Persönlichkeit“, fasst Dr. Annette Schieck ihre Nachforschungen über die Leiterin der Krefelder Gewebesammlung von 1946 - 1974 zusammen. Eigentlich war sie Kunsthistorikerin, analysierte aber aus Leidenschaft nicht weniger als 12.000 Textilien aus dem prähistorischen Peru. Das war notwendig, weil die Dokumentationen zu den wertvollen Stücken 1943 im Krieg verbrannt waren. Damit nicht genug: 1959 organisierte Jaques in Krefeld eine spezielle Ausstellung über peruanische Textilien, die international beachtet wurde. In den 60er Jahren unternahm sie sogar Forschungsreisen nach Peru, um sich die Grabungen nach alten Fundstücken persönlich anzuschauen. „Ich konnte nun auch ihren Lebenslauf bekannt machen“, ergänzt Dr. Schieck, die Leiterin des Deutschen Textilmuseums in Linn, Nachfolgeeinrichtung  der ehemaligen Gewebesammlung. Und auch der Lebenslauf enthält wichtige zeitgeschichtliche Fakten. So musste Jaques wegen ihrer jüdischen Vorfahren in der NS-Zeit beruflich sehr zurückhaltend auftreten.

Diese Geschichte bildet nur einen der gut 12 Aufsätze im neuen Buchkatalog zur aktuellen Ausstellung „Peru - ein Katzensprung. Die Sammlung präkolumbianischer Textilien im Textilmuseum“.  Dr. Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Leiterin des Textilmuseums, sagt denn auch: „Dieses Buch ist mehr als ein Katalog der ausgestellten Textilien, es ist etwas Neues.“ Denn die Autoren der Aufsätze haben viele Aspekte rund ums Thema erforscht. So stellt Fleischmann-Heck selbst die Ausstellungsgeschichte der peruanischen Textilien vor: interessierten bei der Ausstellung 1959  die Techniken ihrer Erstellung, so wurden die farben- und formprächtigen Alttextilien später als Vorlage für moderne Mustergrafiken genommen. Das war überhaupt der ursprüngliche Anlass, warum Krefeld im 19. Jahrhundert diese exotischen Textilien ankaufte: die Studenten der hiesigen Hochschule sollten Inspirationen für eigene Designs gewinnen.

Dazu passt der Aufsatz von Volontärin Silke Büchel. Sie behandelt die geborene Peruanierin Elena Izcue, die in den 30er Jahren als Textildruckerin in Paris altperuanische Motive für ihre Designs verarbeitete. Büchels Aufsatz ist der erste deutschsprachige Beitrag über die hierzulande unbekannte Künstlerin.

  • Betrachten das bunte Gemälde, das die
    Neuzeit trifft Vorzeit : Leidenschaft für exotische Kulturen
  • Freut sich auf spannende Projekte: Dr.
    Deutsches Textilmuseum Krefeld : Unterwäsche als Fotomotiv
  • Wertvolle Stücke: Die Kunsthistorikerin Dr. Anja
    Was Kleidung über den Status verrät : Eindruck schinden mit des Königs Weste 

Aber auch praktische Aspekte werden im Buch angesprochen. Petra Schwinn, die Sprecherin des Krefelder Zoos, schreibt über Alpakas und Lamas als „Lieferanten“ der textilen Materialien.

Im zweiten Teil des über 300 Seiten starken Buches werden alle Stücke, die in der aktuellen Ausstellung gezeigt werden, in Farbe abgebildet und genau beschrieben.

Somit ist ein ebenso dokumentarisches wie allseits informatives Buch entstanden. Es kostet 49 Euro und ist im Shop des Textilmuseums am Andreasplatz in Linn erhältlich.