1. Krefeld

Wirtschaftsdezernent ist Groundhopper: Faszination Fußball(-stadion)

Wirtschaftsdezernent ist Groundhopper : Faszination Fußball(-stadion)

Heute ist Endspiel der Fußball-WM. Der Krefelder Eckart Preen ist „Groundhopper“. Er reist zu Fußballspielen rund um den Globus. Nur die WM will er nicht sehen - nicht mal am TV.

Wenn am heutigen Sonntag in Katar das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird, lässt Eckart Preen seinen Fernseher aus: „Ich gehe dann mit meiner Familie lieber auf den Weihnachtsmarkt“.

Dabei ist Krefelds Wirtschaftsdezernent ein glühender Fußball-Fan. Mehr noch: Seit 40 Jahren zählt er sich zu den „Groundhoppern“. Reist von Stadion zu Stadion, um Spiele zu sehen, in ganz Deutschland, in Europa und sogar in Afrika, Asien und Amerika. „Bisher habe ich knapp 400 Stadien in 46 Ländern besucht“, erinnert er sich.

Erinnern ist hier wörtlich gemeint. Preen sprudelt geradezu Begegnungen und Spielergebnisse aller möglichen Jahrzehnte und Weltregionen aus dem Kopf hervor, wenn man ihn darauf anspricht. „Es ist einfach diese vibrierende Atmosphäre in der Gemeinschaft, die das Fußballerlebnis im Stadion ausmacht“, begeistert sich der passionierte Fan. So etwas bleibt haften.

1991 verfolgte Preen im Stadion der Township Umlazi in der Nähe von Durban ein Spiel der 1. Südafrika-Liga. Als wahrscheinlich einziger Europäer unter 25.000 einheimischen Zuschauern. Damals befreite sich Südafrika gerade von der Apartheit. Weißhäutige Südafrikaner gingen noch nicht zum Fußball. Aber Preen erlebte keinerlei Ressentiments gegen sich. Im Gegenteil. Enthusiastisch feierte der Gast aus Europa mit den anderen Fans. 

Herausfordernd gestaltete sich 2002 die Reise nach Südkorea. „Ich konnte die Straßenschilder in den asiatischen Schriftzeichen nicht lesen“, lacht Preen heute. Es wurde zum Abenteuer, die richtigen Züge zu erwischen, das Hotel und die Stadien zu finden. Im Munhank-Stadion der Hafenstadt Incheon erlebte er dann als eines von zehn Spielen die Begegnung zwischen Costa Rica und der Türkei. „Es ging 1:1 aus“, sagt Preen etwas enttäuscht, „spielerisch war es eher Magerkost“. 

Dafür aber erkundete der Reisende mit anderen Touristen die demilitarisierte Zone zwischen dem kommunistischen Nordkorea und dem demokratischen Süden. Eine der scharfbewachtesten Grenzen der Welt. „Das war beklemmend“, sagt Preen, der als junger Mann noch zu Fußballspielen in die damalige DDR gereist ist und dort die Demarkationslinie quer durch Deutschland überquerte. 

Preen sucht solche Zusatzerlebnisse neben dem Fußball. Als studierter Historiker ist er an den politischen und kulturellen Eigenheiten der besuchten Länder sehr interessiert. Besuche von Museen, Theatern und historisch bedeutsamen Örtlichkeiten runden seine Reisen erst ab. „Ich verbinde den Fußball immer mit Kultur und Geschichte“, betont der vielseitig interessierte Globetrotter.

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Die Fans treffen

sich überall wieder

Am reizvollsten sind ihm aber die Begegnungen mit Menschen. Als Fußballfan ist man im Stadion schnell verbrüdert. „Als in diesem Jahr England gegen Deutschland 3:3 spielte, sah ich im Wembley-Stadion deutsche Fans wieder, die ich das letzte Mal vor 20 Jahren getroffen hatte.“ Man kennt sich in der Szene. Die „Groundhopper“ haben sogar eine eigene App. Und sie vergeben „Länderpunkte“ nach Anzahl der besuchten Staaten. Preen hat wie gesagt 46 Punkte.

Aber Qualität geht ihm vor Quantität. „Ich bin beim Fußball ein Traditionalist“, bekennt er. Die Kommerzialisierung des Fußballs ist ihm ein Graus. Deshalb mag er die Champions-League mit ihren enormen Geldsummen nicht und sieht auch lieber die 2. Bundesliga als die erste mit ihrem Dauersieger Bayern München. „Letzten Sonntag war ich in Venlo und sah mit 6.000 Zuschauern ein Spiel der 2. niederländischen Liga“, schwärmt Preen, „das war noch echter Fußball.“

Deshalb verachtet Preen auch die WM in Katar. In Stadien, für deren Aufbau Menschen ihr Leben lassen  mussten, will er nicht sitzen. Und auch am Fernseher übt er Abstinenz: „Ich habe kein Spiel der WM gesehen“. Da geht er lieber auf den Weihnachtsmarkt. 

Seine diversen Erlebnisse bei Fußballreisen rund um den Globus aber will er nicht missen. Deshab hat er sie in ein Buch gefasst. Es ist lebendig geschrieben, vermittelt viele Erkenntnisse über den Weltfußball und die Kulturen der besuchten Länder. Der Titel: „Destination Flutlicht - aus dem Leben eines Groundhoppers“. Es ist kartoniert, bebildert, im Culturcon medien Verlag erschienen, hat 250 Seiten und ist im Buchhandel für 18,99 Euro erhältlich.

Die Fußball-Erlebnisse aus 40 Jahren nützen Preen aber noch in anderer Hinsicht - und in gewisser Weise sogar der Stadt Krefeld gleich mit. Denn als Dezernent für Wirtschaft und Internationale Beziehungen begegnen Preen beruflich viele ausländische Gesprächspartner. Was liegt da näher, als ein small talk über deren heimatlichen Fußball zum ersten Kennenlernen? Es hat sich öfter erwiesen: der Fußball öffnet Herzen und Türen.