1. Krefeld

Erntehelfer-Mangel: „Für die Landwirte eine Katastrophe!“

Erntehelfer-Mangel: : „Für die Landwirte eine Katastrophe!“

Nach wie vor fehlen Erntehelfer: Für die Spargel- und Erdbeerhöfe in der Region entspannt sich die Situation nur langsam.

Am 6. April wurde das Online-Portal des Deutschen Bauernverbandes freigeschaltet, bei dem die Landwirte einreisewillige Erntehelfer anmelden können. Schon in den ersten drei Tagen wurde hier bundesweit eine fünfstellige Anzahl Helfer angemeldet, und am 9. April landete das erste Flugzeug mit rumänischen Saisonarbeitskräften am Airport Düsseldorf.

Dennoch kann von einer normalen Situation offenbar noch lange nicht die Rede sein. Abgesehen davon, dass die eingereisten Helfer zunächst in einer quarantäne-ähnlichen Art und Weise untergebracht werden müssen – so dürfen sie unter anderem für 14 Tage das Betriebsgelände nicht verlassen, Abstandsregelungen müssen ohnehin bei allen Arbeitskräften eingehalten werden -, konnten auch längst nicht alle benötigten Helfer aus Osteuropa an den Niederrhein kommen. Viele Betriebe in der Region sind daher weiterhin auf der Suche nach inländischen Saisonkräften.

So sprechen zum Beispiel Michaela und Norbert Boekels, Obstbauern aus Benrad, von einer „Katastrophe“ für die heimische Landwirtschaft: „Als Landwirte sind wir abhängig von der Natur und daher erprobt, mit Unwägbarkeiten umzugehen. Doch das, was wir aktuell erleben, ist mit nichts bisher vergleichbar. Auf unseren Feldern reifen die Früchte heran und wir haben niemanden, der sie pflücken kann.“

Denn auch wenn einige Kräfte aus Osteuropa einreisen dürfen, fehlen immer noch eine Menge Helfer. Darum setzt Norbert Boekels wie viele andere Landwirte in der Region auf die Mithilfe von Schülern, Studenten, Hausfrauen und Rentnern. Ausgenommen seien nur Personen, die zur offiziellen Corona-Risikogruppe zählen oder Krankheitssymptome aufweisen. Mit flexiblen Arbeitsverträgen und kleinen „Goodies“ - zum Beispiel Einkaufsrabatt im Hofladen – versucht der Hof jetzt, seine Erdbeerernte zu sichern.

Zugute kommt den Landwirten in Krefeld und im Kreis Viersen die aktuelle Regelung des Kurzarbeiter-Gesetzes, nach der sich Arbeitnehmer in Kurzarbeit ausnahmsweise Geld hinzuverdienen dürfen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie durch das Coronavirus hat der Deutsche Bauernverband weitere Maßnahmen zur Unterstützung der deutschen Landwirtschaft in der Krise gefordert: „Zunehmend werden sich auch die Folgen einer globalen wirtschaftlichen Rezession auf die Landwirtschaft und die Agrarmärkte niederschlagen.“

  • Vorgarten-Wettbewerb des Nabu : Blüten-Buffet für Schmetterling und Biene
  • Im Stadtgebiet unterwegs : Vibro-Trucks suchen in Krefeld nach Tiefenwärme
  • Eine Infektion gilt erst dann als
    Kreis Viersen : Erster Affenpockenfall registriert

Um die Landwirtschaft arbeitsfähig zu halten und die Auswirkungen einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung abzuschwächen, fordert der Deutsche Bauernverband unter anderem den Ausbau von Liquiditätssicherungsdarlehen, die Einreisemöglichkeit für Grenzpendler oder weitere Zuverdienstmöglichkeiten für inländische Erntehelfer. Ein knappes Drittel der Landwirte sehe einer aktuellen Umfrage zufolge durch die Corona-Krise Marktprobleme auf sich zukommen, teilt der Deutsche Bauernverband mit.

Abstrakte Zahlen können die Situation der heimischen Bauern jedoch längst nicht so anschaulich illustrieren wie der dramatische Appell, den Familie Boekels vom Benrader Obsthof vor wenigen Tagen an die Öffentlichkeit richtete und damit sicherlich auch weiteren Landwirten aus der Seele spricht: „In unseren Erzeugnissen steckt nicht nur viel Arbeit, sondern auch eine Unmenge an Liebe für unsere Heimat. Bitte unterstützt uns dabei, diese Arbeit auch in Zukunft tun zu können. Denn wenn ihr helft, die Ernte zu retten, sichert ihr auch die Zukunft der Landwirte eurer Region. Es war noch nie so wichtig wie jetzt, dass wir alle zusammenhalten.“