1. Krefeld

Erinnerung an engagierten Kinderarzt

Büste für Dr. Hirschfelder am Helios-Klinikum : Erinnerung an engagierten Kinderarzt

Im Eingangsbereich der Kinderklinik des Helios Klinikums Krefeld erinnert seit Sonntag eine Büste an Dr. Isidor Hirschfelder.

Gestiftet wurde sie vom Förderkreis Dr.-Isidor-Hirschfelder, der das Kunstwerk zum ehrenden Andenken in feierlichem Rahmen übergab. Als erster „Spezialarzt für Kinderkrankheiten“ legte Dr. Isidor Hirschfelder in Krefeld den Grundstein für die Pädiatrie als spezialisierte Disziplin der Medizin.

Trotz seiner Verdienste wurde er im Nationalsozialismus als Jude verfolgt und drangsaliert. Als seine Deportation unausweichlich schien, nahm er sich 1941 das Leben.

„Das Schicksal von Dr. Isidor Hirschfelder muss uns bis heute eine Mahnung sein“, erklärt Oberbürgermeister Frank Meyer. „Er war in Krefeld ein hoch anerkannter Bürger und weithin geschätzter Mediziner, der vielen Kindern, Müttern und Familien geholfen hat. Durch den Rassenwahn der Nationalsozialisten hat er in kurzer Zeit alles verloren. Im Eingangsbereich der Kinderklinik auf diese Weise an ihn zu erinnern, ist ein wichtiges Signal gegen das Vergessen und gegen heutige Auswüchse des Antisemitismus.“

2003 wurde in Krefeld der Förderkreis Dr.-Isidor-Hirschfelder in bürgerschaftlicher Initiative gegründet. Der Verein bezweckte den Aufbau und die Förderung des jüdischen Gemeinde- und Kulturlebens in Krefeld. In Anbetracht der Erfüllung seiner primären Aufgabenstellung hat der Verein 2019 seine Auflösung beschlossen. In diesem Zusammenhang wurde festgelegt, einen Teil des Vereinsvermögens für das Andenken des Namensgebers zu verwenden.

„Mit der Erschaffung der Bronzebüste Dr. Isidor Hirschfelders wurde der Erkelenzer Bildhauer Michael Franke beauftragt, der das Werk vor zwei Jahren fertiggestellt hat“ berichtet Dr. Olaf Richter, Vorsitzender des Förderkreises.

Als 28-jähriger Facharzt für Kinderkrankheiten ließ sich Dr. Kurt (Isidor) Hirschfelder von Berlin kommend 1906 als erster Spezialarzt für Kinderkrankheiten in Krefeld nieder. Mit seiner Unterstützung konnten die erste Mütterberatungsstelle des Krefelder Frauenvereins und ein Säuglingsheim eingerichtet werden. Er unterrichtete die Mütter auch über die richtige Ernährung und Pflege ihrer Kinder.

„Damals war es nicht selbstverständlich, dass es überhaupt eine Kinderheilkunde gab, oft wurden die Kinder noch von den Internisten mitbetreut“, verdeutlichte Professor Tim Niehues, Chefarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Krefeld in seiner Ansprache.

Nach der sogenannten „Machtübernahme“ durch die Nationalsozialisten 1933 musste er seine Arbeit, unter anderem auch seine Tätigkeit für das Säuglingsheim, umgehend beenden. In dieser Zeit kam es aber auch zu Sympathiekundgebungen: Mütter leiteten der Stadtbehörde eine Petition zu, man möge dem Retter ihrer Kinder ein Denkmal setzen. Seine Kameraden aus dem Ersten Weltkrieg holten ihren jüdischen Oberstabsarzt demonstrativ zu einem Regimentstreffen.

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Hirschfelders Leben wurde jedoch weiter eingeschränkt, seine Praxis zerstört, seine Wohnung musste er räumen, sein Vermögen wurde eingezogen, und letztlich durfte er als Arzt nicht mehr praktizieren.

 Kurz vor seiner geplanten Deportation, Hirschfelder lebte zuletzt in einem so genannten Judenhaus am Westwall 50, erschoss er sich am 29. Oktober 1941. Das Eiserne Kreuz lag neben ihm. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof.

In Krefeld erinnern heute unter anderem eine Straße und ein Platz an ihn sowie ein Stolperstein an seinem letzten freiwilligen Wohnort, dem Haus am Ostwall 148.