1. Krefeld

Eindruck schinden mit des Königs Weste

Was Kleidung über den Status verrät : Eindruck schinden mit des Königs Weste

Die Kunsthistorikerin Dr. Anja Kregeloh untersucht die Seidenkleider im Bestand des Linner Textilmuseums. Sie möchte herausfinden, wie in früherer Zeit bürgerliche „Aufsteiger“ ihren Status in der Gesellschaft herausstrichen.

Kleider machen bekanntlich Leute. Wer zur „feinen Gesellschaft“ dazugehören möchte, braucht dazu das entsprechene Outfit. In unserer locker gewordenen Zeit ist das Äußere allerdings   nicht mehr ganz so wichtig. Das war früher anders. Das Deutsche Textilmuseum in Linn untersucht deshalb in Zusammenarbeit mit der Uni Düsseldorf und weiteren Partnern, wie sich gesellschaftliche „Aufsteiger“ in ihrer Kleidung an die damalige Oberschicht anpassten. „Parvenue“ heißt das Forschungsprojekt ein wenig despektierlich.

Eine spezielle Aufgabe darin bewältigt Dr. Anja Kregeloh. Die junge Kunsthistorikerin arbeitet seit eineinhalb Jahren den Bestand an Seidenkleidern des 18. Jahrhunderts auf, den das Textilmuseum in Linn verwahrt. Rund 900 seidene Objekte, Kleidung und Flachgewebe, lagern im Magazin. 

Daraus allerdings festzustellen, wie sich „Parvenues“ an die  Oberschicht anpassten, ist nicht leicht. „Wir können nur selten die Gewebe einzelnen Personen zuordnen“, eröffnet Anja Kregeloh den Blick auf die wissenschaftlichen Probleme. Die Stücke zeigen aber wohl, welche Muster und Schnitte Mode waren und dass  das ursprüngliche Luxusprodukt Seide durch weniger aufwendige Verarbeitung bald auch für „bürgerliche“ Schichten bezahlbar wurde. „Das war der Ansatzpunkt für bürgerliche Aufsteiger, sich darzustellen“, erklärt Kregeloh. 

Ein Hilfsmittel bei der Einordnung von Kleidung sind alte Gemälde, auf denen reiche Bürger, zuweilen „Neureiche“, abgebildet sind. „Sie sind aber vielfach in schlechterer oder besserer Kleidung abgebildet, als die realen Stücke in Museen belegen“, benennt die stellvertretende Museumsleiterin Dr. Isa Fleischmann-Heck die Problematik. Denn auf Gemälden wollten sich die Dargestellten oftmals höher stellen, als sie in Wahrheit waren, oder im Gegenteil der schnellen Veränderung der Mode durch „neutralere“ Kleidung entgehen. Fleischmann-Heck vermutet, dass auch die Krefelder Fabrikantenfamilie von der Leyen sich in schlichterer Kleidung hat abbilden lassen, als sie in Wahrheit trug: „Als Mennoniten wollten sie ihre reiche Kleidung nicht zur  Schau stellen.“

Ein jedoch eindeutiges Beispiel für hochwertige Kleidung bildet eine reich bestickte Weste aus den Jahren 1770/80. Sie gehörte dem Freiherrn Carl Philipp von Buttler, der sie vom französischen König Ludwig XVI. geschenkt bekommen haben soll. „Kleidung war ein sehr persönliches Geschenk und demonstrierte die Zugehörigkeit des Trägers zum französischen Hof“, unterstreicht Anja Kregeloh. Im Vergleich zu einer „normalen“ Weste dieser Zeit fällt die reiche Verzierung mit Blumenmotiven sofort ins Auge. Der Freiherr wird mit dieser Weste in der Gesellschaft zweifellos „gepunktet“ und damit seinen Status als „Aufsteiger“ und Günstling des Königs untermauert haben.

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Diese Weste wird sicherlich auch ein Prunkstück in der geplanten Ausstellung zum Thema sein, die für das kommende Jahr im Textimuseum geplant ist.