1. Krefeld

Ein besonderer Abend im Krefelder Stadttheater

Ein besonderer Abend im Stadttheater : Geschichte zum Tanzen gebracht

Das lang erwartete Ballettstück zum Krefelder Stadtjubiläum feierte am Samstag im Theater Uraufführung. Zuvor gab es noch eine festliche Preisverleihung.

Auch das Stadttheater hat nun seinen Beitrag zum 650-jährigen Jubiläum Krefelds geliefert. Am Wochenende feierte das Ballett „Seide - Band - Bandoneon“ seine Premiere. Es wurde von Ballettdirektor Robert North eigens zu diesem Anlass choreographiert und thematisiert die Seidentradition der Stadt sowie die Erfindung des Musikinstrumentes Bandoneon durch den Krefelder Musikalienhändler Heinrich Band im 19. Jahrhundert.

Doch bevor sich der Vorhang zum neuen Ballett erhob, verlieh Krefelds Kulturbeauftragte Dr. Gabriele König den diesjährigen Bandoneon-Preis an den argentinischen Bandoneon-Spieler Omar Massa. Der Botschafter Argentiniens war ebenfalls zu Gast. Oberbürgermeister Frank Meyer unterstrich in seiner Festrede, dass das Bandoneon in Argentinien als Hauptinstrument für den Tango verstanden wird: „Im April war ich mit einer Delegation aus Krefeld selbst in Argentinien und habe die kulturelle Allgegenwart des Tangos und des Bandoneons vor Ort erlebt.“ Die volltönende Kraft des Instrumentes, das Heinrich Band einst aus dem Akkordeon heraus entwickelte, führte Preisträger Omar Massa in einer musikalischen Kostprobe eindrucksvoll vor.

Danach aber gehörte die Bühne den Tänzern der Krefelder Ballettcompagnie.

Choreograph Robert North greift mit seinem Stück Episoden und Szenen aus der Krefelder Geschichte auf. Zunächst widmet es sich den Krefelder Seidenwebern, anschließend stehen Heinrich Band und seine Frau im Mittelpunkt, schließlich geht es um den Export des Bandoneons nach Übersee und den Siegeszug des Instrumentes in Argentinien.

Dazu hat North einen bunten Augenschmaus geschaffen. Die Rückwand der Bühne ist in sanftes Licht getaucht. Gerahmte Bilder, wie an einer Wohnzimmerwand, werden eingeblendet. Sie dokumentieren die gemeinten Episoden. Bühnenbildner Udo Hesse hat die Tanzenden in historische Kostüme gekleidet. Die Seidenweber treten in altertümlichen Joppen und jungenhaften Kappen auf. Das gute Bürgertum trägt Bratenrock und Zylinder. Die Tangotänzer am anderen Ende der Welt haben Hüte auf und Hosen an, die an schummrige Wirtshauswelten erinnern. Die Damen kommen in weiten Kleidern. Und in einer besonders schönen Szene, die der Seide gewidmet ist, erscheinen sie in farbigen Phantasiegewändern, luftig leicht schwebend, fast wie Elfen.

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Nicht jede Szene erschließt sich dem Zuschauer. Manche sind plakativ deutlich, wenn etwa dem Instrumentenbauer die entscheidende Idee kommt; andere wollen sich in die historische Erzählung nicht recht einordnen, wenn etwa plötzlich eine Braut auftaucht.

Doch zählt hier der optische Gesamteindruck. Auf der Bühne ist ständig Bewegung, organisch und harmonisch, leicht und beflügelt. Ein „echter North“, wie man ihn kennt. Elegant auch, dass der übliche Verbeugungsreigen am Schluss der Vorstellung zu einer fast eigenständigen Choreographie genutzt wird. Das gibt dem Abend eine emotionale Abrundung.

Musikalisch begleitet werden die Tänzer von Piano, Violine und Bandoneon. Die Kompositionen schuf André Parfenov. Ob das Zusammenspiel der drei Instrumente der Weisheit letzter Schluss ist, bleibt fraglich. Auf Dauer klingt es etwas schrill.

Das Premierenpublikum zeigte sich von der Vorstellung begeistert. Kaum ging das Licht im Parkett an, erhob sich der gesamte Saal und spendete stehend rauschenden Beifall, der bald in rhythmisches Klatschen überging und kaum noch enden wollte.

Weitere Vorstellungen:

2., 10. (18 Uhr), 16., 18. (16 Uhr), 21., 23., 25. Juni.

Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151/805-125 oder www.theater-kr-mg.de