Polizei trainiert mit E-bike-Fahrern : "Das ist der Huih-Effekt"

Speziell für Senioren führte die Polizei ein Training mit Pedelecs und e-bikes durch. Denn die neuen Radfahrformen bergen auch Gefahren.

Peter Siemons hat sich bei einem Sturz mit dem elektrisch betriebenen Fahrrad das Knie böse aufgeschlagen. "Danach hatte ich doch ein wenig Furcht, wieder
e-bike zu fahren", erklärt der 65-Jährige unumwunden. Grund genug, das Angebot der Krefelder Polizei auf eine Trainingsstunde für Senioren anzunehmen.

Zusammen mit rund 20 weiteren Frauen und Männern im reiferen Alter fand sich der ehemalige Grundschullehrer am Mittwochnachmittag auf dem Verkehrsübungsplatz in Linn ein.

Dort warteten bereits die Polizeihauptkommissare Manuela Letzelter, Rainer Behrens und Helmut Bott. Wegen der hohen Temperaturen hatten die versierten Verkehrspädagogen einen Kühlschrank mit Wasserflaschen mitgebracht. Kaffee gab es zusätzlich.

Wichtiger waren aber die rückstrahlenden Sichtschärpen und Schutzhelme, die die Polizisten den Teilnehmern empfahlen. Kinder fahren kaum noch ohne Helm, Erwachsene sehr wohl. Ein Fehler.

Dann ging es auf die Piste. Helmut Bott betonte noch mal den "Schulterblick". Beim Linksabbiegen reicht es nicht, nur den Arm auszustrecken. Ein Blick über die Schulter verschafft Klarheit, ob die Straße frei ist. Das ist gerade in Zeiten der e-bikes wichtig: "Ein schnelleres e-bike, das Sie überholt, hören Sie nicht", warnt Helmut Bott.

Und noch ein Tipp speziell für Senioren: "Wenn Sie Schwierigkeiten haben, den Kopf zu drehen, ist ein Spiegel am Lenker hilfreich". Aber aufgepasst: der Spiegel ist nur ein Hilfsmittel, ersetzen kann er den Schulterblick nicht.

Beim ersten "Durchgang" machen fast alle Teilnehmer alles richtig. Beim zweiten muss Bott über seine Mikrofonanlage schon mahnen. "Das ist bei den meisten Verkehrsübungen so", lacht der freundliche Polizist.

Die Schwierigkeit beim Fahren des e-bikes besteht in der ungewohnten Kraft. "Die Anfahrtgeschwindigkeit empfand ich als extrem", berichtet ein Teilnehmer von seiner ersten Erfahrung mit dem e-bike. Polizist Bott kennt diese Klagen: "Das ist der Huih-Effekt." Der Fahrer glaubt, sein Rad ginge mit ihm durch.

Auch der Bremsweg ist beim e-bike länger als mit einem "normalen" Fahrrad, das ausschließlich mit Muskelkraft betrieben wird. Allein schon das größere Gewicht von 25 bis 30 Kilogramm verleiht dem e-bike mehr Schubkraft als einem normalen Fahrrad.

Gerade Anfänger auf dem e-bike unterschätzen diese Kraft leicht. Zudem gerät die Reaktion auf Gefahrensituationen gemessen an der zusätzlichen Schubkraft zu langsam. Alles Problempunkte, auf die die Polizisten bei der Übung aufmerksam machen.

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Teilnehmer Peter Siemons zog denn auch ein positives Fazit des zweistündigen Unterrichtes: "Das war gut." Der ehemalige Lehrer kann es beurteilen. Hat er doch selbst in seiner aktiven Dienstzeit seinen Schülern Verkehrsunterricht erteilt. Das Polizeitraining hat ihm nun bestätigt, dass er auch auf dem e-bike den Anforderungen des Straßenverkehrs voll gewachsen ist.