1. Krefeld

Burg Linn: Aus Handschriften wurden Bucheinbände

Neue Ausstellung im Museum : Bucheinbände aus Holz und Handschriften

Das Museum Burg Linn zeigt wertvolle Bücher aus seiner Historischen Bibliothek. Thema sind die Einbände, die in alten Zeiten kunstvoll gestaltet wurden. Zum Staunen prächtig. Aber die Pläne zur Buchausstellung gehen noch weiter.

Die Historische Bibliothek im Museum Burg Linn an der Rheinbabenstraße führt ein Schattendasein. Die rund 3500 Bände aus 400 Jahren stehen verschlossen in einer kleinen Kammer auf der zweiten Etage.

Das hat sich jetzt geändert. Museumsleiter Dr. Boris Burandt hat  eine Auswahl der wertvollen Bücher in einer großen Vitrine gut sichtbar ausstellen lassen. Das war nur möglich, weil Ehrenamtler Ralf-Günter Stefan den Bestand liebevoll betreut und auswertet.

Denn die Werke in der Vitrine sind einem Thema zugeordnet. Es lautet: historische Einbände. Jede der vier Seiten der Vitrine erlaubt den Einblick in die Einbandkunst eines bestimmten Jahrhunderts. 

„Im 17. Jahrhundert war wegen des Dreißigjährigen Krieges das Material knapp“, erläutert Stefan, „deshalb wurde oft das Pergament mittelalterlicher Handschriften zerschnitten und zu einem flexiblen Einband verarbeitet.“ Eine Art Vorläufer unseres heutigen Paperback-Buches. Diese Einbände sehen besonders hübsch aus, weil die mittelalterlichen Handschriften vielfach kunstvoll und bunt waren. Manche dieser Handschriften haben sich bis heute nur erhalten, weil man sie von Einbänden viel später gedruckter Bücher ablesen kann. 

  Ansonsten sind die Einbände historischer Bücher vielfach aus massivem Holz gemacht, nicht selten mit Metallketten versehen, damit sie nicht gestohlen wurden. Bücher waren in früheren Jahrhunderten sehr teuer und wertvoll. 

Manche großformatige Bücher aus dem 16. und noch 18. Jahrhundert sind auch mit Metallverschlüssen versehen. Diese sprangen auf, wenn man mit der Faust auf den Deckel schlug. „Daher kommt unser heutiger Ausdruck: ein Buch aufschlagen“, erklärt Ralf-Günter Stefan.

Die kunstvollen Verzierungen auf den Buchdeckeln, häufig Wappen oder religiöse Symbole, ließen auf den Reichtum des Besitzers schließen. Denn in früheren Zeiten kaufte man nicht ein fertiges Buch, sondern lediglich die Druckbögen. Diese brachte man dann zum Buchbinder, der sie nach individuellen Wünschen einband.

Somit stehen wir heutigen Betrachter staunend vor wunderschön gestalteten Büchern. Aber auch das 19. Jahrhundert ist in der Vitrine berücksichtigt, in dem bereits industriell gefertigte Einbände benutzt wurden. Auch diese sind oft fantasiereich verziert.

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„Die Ausstellung zu den Einbänden wird wohl bis Sommer zu sehen sein“, sagt Dr. Burandt, „anschließend bestücken wir die Vitrine mit Büchern zu einem anderen Thema.“ Die Themen sollen künftig in Abständen wechseln, sodass die Besucher des Museums immer etwas Neues vorfinden.

Dr. Burnadt plant, die ganze zweite Etage umzubauen. Das wird aber frühestens in zwei Jahren der Fall sein. Dann kann die ganze Historische Bibliothek besichtigt werden. 

Vorerst hat sich Ralf-Günter Stefan, der seit Jahren den Bücherbestand kuratiert, einer weiteren Aufgabe verschrieben: „Wir werden rund 360 seltene Bücher aus dem Bestand zusammen mit der Universität Düsseldorf digitalisieren.“  Die Krefelder Bücher sind danach weltweit einsehbar und stehen allen interessierten Wissenschaftlern zur Verfügung.