1. Krefeld

Extra-Tipp und Polizei warnen: „Bei Anruf Schock“ – die perfide Masche der Betrüger

Extra-Tipp und Polizei warnen : „Bei Anruf Schock“ – die perfide Masche der Betrüger

Die Zahl der „Schockanrufe“ bei Senioren nimmt rasant zu. Betrüger ergaunern oftmals das gesamte Ersparte. Der Extra-Tipp sprach darüber mit der Polizei Krefeld.

Käthe Meier (Name von der Redaktion geändert) ist geschockt. Ihr Sohn hat einen Verkehrsunfall verursacht. Eine Person sei dabei gestorben. Dies berichtet er ihr telefonisch mit weinerlicher Stimme, ehe er den Hörer schnell weiterreicht. Eine hohe Geldsumme - im fünstelligen Bereich - müsse Käthe Meier nun aufbringen, um ihren Sohn vor dem Gefängnis zu bewahren. Dies teilt ihr schließlich ein Polizist am Telefon mit. Der Staatsanwalt bestätigt Käthe Meier die Notwendigkeit einer Kautionszahlung. Die Rentnerin ist aufgewühlt, wird durch den Nachdruck der Forderungen quasi zum Handeln gezwungen. Die 80-Jährige folgt den Anweisungen, hebt bei ihrer Bank Geld ab und übergibt dies einem Boten, der vor dem Amtsgericht wartet. Und dann wartet sie. Erst einige Zeit später wird ihr klar, dass die Stimme am Telefon nicht die ihres Sohnes war. Auch die Polizei und Staatsanwaltschaft haben nicht mit ihr gesprochen. Vielmehr ist Käthe Meier einer perfiden Betrügerei aufgesessen. Die Folge: Das Geld ist weg, das Schamgefühl sehr groß. Schließlich meldet ihr echter Sohn den Sachverhalt der Polizei.

Fälle wie diese häufen sich seit nunmehr rund zwei Jahren. „Die kriminelle Energie der Täter ist enorm. Sie verändern und wandeln ihre Masche immer wieder ab“, weiß Kriminalhauptkommissar Jörg Grothus vom Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz. Der Extra-Tipp besucht ihn und seine Kollegin, Polizeioberkommissarin Elena Oymanns von der Pressetelle der Polizei, in der Hansawache. Denn eben jene Anhäufung der so genannten „Schockanrufe“, bei denen Senioren jüngst immer wieder um hohe Geldbeträge gebracht wurden, besorgt auch uns sehr. Wie kann es sein, dass die Betrüger mit den Schockanrufen immer wieder Erfolg haben? „Es ist die Emotionalität, die ihnen in die Karten spielt. Sie nutzen die Sorgen und Ängste der Menschen aus“, berichtet Jörg Grothus. Die Täter treffen die Geschädigten an einer empfindlichen Stelle, überrumpeln sie und üben massiven Druck aus. „Kommunikativ sind sie besten geschult, haben auf jeden möglichen Einwand eine Antwort“, weiß der Kriminalhauptkommissar.

Es gibt übrigens noch eine weitere Masche, die von den Betrügern telefonisch angewandt wird. Folgendes Szenario gaukeln sie dabei ihren Opfern vor. Eine Einbrecherbande würde in unmittelbarer Nähe ihr Unwesen treiben. Ein Täter konnte gefasst werden. Bei ihm fanden die Beamten eine Liste mit Adressen. Dann folgt die entscheidende Frage: „Haben Sie Bargeld und/oder Schmuck im Haus?“ Lautet die Antwort Ja, so machen die Betrüger den vorwiegend älteren Menschen (meist im Alter zwischen 70 und 85 Jahren) weiß, dass sie die Wertsachen am besten in die Hände der Polizei übergeben. Oft mit Erfolg.

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2021 registrierte die Polizei Krefeld  übrigens 16 solcher „Anruf-Betrügereien“, die von Kriminellen erfolgreich durchgezogen wurden. Der Schaden: 382 129 Euro. Doch die Dunkelziffer dürfte weitaus größer sein.

Wie schütze ich mich?

Doch wie kann man sich auf einen solchen „Schockanruf“ vorbereiten und wie verhindert man, selbst Opfer eines Betrugs zu werden? Kriminalhauptkommissar Jörg Grothus und Kriminaloberkommissarin Elena Oymanns haben einige Tipps.

▶ Vergewissern Sie sich, ob der Anrufer wirklich ein Verwandter ist. Rufen Sie ihn über eine bekannte Nummer zurück. Trennen Sie selbst das Gespräch durch auflegen und lassen sich nicht verbinden.

▶ Seien Sie misstrauisch, wenn Sie jemand um Geld bittet.

▶ Legen Sie einfach den Hörer auf, wenn ein Gesprächspartner Geld von Ihnen fordert.

▶ Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.

▶ Informieren Sie sofort die Polizei über 110, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt.