1. Krefeld

150 Jahre Krefelder Sportgeschichte in neuer Ausstellung

Wie der Sport nach Krefeld kam : Turner als Kämpfer für Demokratie

Krefeld ist eine vielfältige Sportstadt. Ihre Geschichte reicht satte 150 Jahre zurück. Christoph Dautermann hat sie liebevoll aufgearbeitet. Seine Ergebnisse präsentiert der Stadthistoriker in einer staunenswerten Ausstellung und einem reich bebilderten Buch.

„Der Krefelder Sport kommt in unseren Stadthistorien fast gar nicht vor“, klagt Dr. Christoph Dautermann, stellvertretender Leiter des Museums Burg Linn. Deshalb ergriff der versierte Stadthistoriker selbst die Initiative und begab sich auf Spurensuche. „Ich forschte im Stadtarchiv, kontaktierte Vereine und Leistungssportler und rief die Bürger dazu auf, mir Sammlungsstücke aus dem Krefelder Sport anzuzeigen.“

Heraus gekommen ist eine erstaunliche Ausstellung im Museum an der Rheinbabenstraße und ein reich bebildertes Buch mit dem Titel „Krefelder Sportgeschichten“.

„Krefeld hat eine unglaubliche Sportgeschichte zu bieten“, wunderte sich Dautermann selbst bei der Recherche. Satte 150 Jahre reicht sie zurück. „Wir haben eine Unmenge an Quellen“, entdeckte der Forscher und musste sich eingestehen: „Das alles zu erschließen, ist in angemessener Zeit gar nicht zu schaffen.“

Deshalb legt er mit Ausstellung und Buch ausdrücklich eine „Spurensuche“ vor und kein Endergebis.

Am Beginn der Geschichte steht das Turnen. Ein Johann Caspar Imandt gründete 1844 den ersten Krefelder Turnverein. Turnen hatte damals eine politische Note. Die Turner verstanden sich als ideelle Gemeinschaft, die die Demokratie im Land einführen wollten. Deshalb wurden viele Vereine von der Obrigkeit verboten. Auch Imandt musste im Revolutionsjahr 1848 nach Frankreich emigrieren. Zuvor hatte er in Krefeld noch eine „Zeitschrift für Gymnastik“ herausgegeben, von der ein Exemplar in der Ausstellung zu sehen ist.

Im Laufe der Jahre bildeten sich weitere Sportarten heraus: Rudern, Radrennen, Fußball, Leichtathletik, Schwimmen und Tennis. Später in den 1920er Jahren kamen noch Boxen, Faustball, Golf, Hockey und Motorsport hinzu. Dautermann illustriert ihre Entwicklung mit vielen historischen Dokumenten und Fotos.

„Mehrere dieser Sportarten kamen aus England herüber oder einzelne Sportler begannen im kleinen Kreis und fanden dann immer mehr Interessenten“, erläutert Dautermann die zunehmende Auffächerung der Disziplinen. Dabei war der Wettkampfgedanke den ersten Turnern eigentlich fremd gewesen. Hatten sie sich doch als Gemeinschaft zur Leibesertüchtigung mit gemeinsamen politischen Zielen verstanden. 

Von Eishockey ist in Krefeld erstmals 1924 die Rede. Damals aber noch auf dem zugefrorenen Stadtweiher betrieben. Das erste Stadion, das „Hindenburgstadion“, wurde 1937 eröffnet und war für 8000 Zuschauer angelegt. Es galt als eines der modernsten Stadien im ganzen Land. Nur auf eigene Spieler konnte man kaum zurückgrefen. Schon damals mussten sie in Kanada angeworben werden.

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Ausstellung und Buch enthalten eine Fülle an Krefelder Geschichten. Da haben ehemalige Olympioniken ihre Medaillen beigetragen; Vereine ihre Fahnen; ein Ruderclub sogar ein imponierendes Wettkampfboot und der Stadtsportbund seine Chronik. Ende offen. Der Krefelder Sport bietet mehr, als eine Ausstellung aufbereiten kann. Aber ein profunder Anfang ist mit dieser Schau gemacht.

Die Ausstellung ist bis 30. Januar 2022 geöffnet. Wegen der Corona-Pandemie kann sie nur nach Voranmeldung besucht werden. Tickets dazu gibt es im Internet auf der Homepage des Museums Burg Linn: www.museumburglinn.de

Die offizielle Eröffnung ist am Dienstag, 1. Juni; und zwar virtuell um 11 Uhr im Internet auf dem youtube-Krefeld-Kanal. Das Video bleibt dann im Internet bestehen.

Das gebundene Buch gibt es für 24,95 Euro im Museumsshop sowie im Buchhandel. 

Finanziell unterstützt hat das Projekt die Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld.