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Freiwillige Helfer im Ahrtal

Freiwillige Helfer im Ahrtal : „Jeder hilft hier, wie er kann“

Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal gehörte Peter Schraps mit seinem Team aus Krefeld und Kempen zu den ersten freiwilligen Helfern. Doch für ihn ist der Einsatz noch lange nicht vorbei.

Nur wenige Tage nach der Flut, die Mitte Juli die beschaulichen Dörfer im Ahrtal zerstörte, machte sich der Inhaber eines Garten- und Landschaftsbaubetriebes zum ersten Mal auf den Weg, um zu helfen. Zunächst nur mit seinem Sohn, einem Bagger und einem Lkw. „Da gab es schon eine Facebookseite der Landschaftsgärtner, auf der Hilferufe veröffentlicht wurden“, erzählt Peter Schraps. In diesem Fall hatte sich ein Restaurantbesitzer aus Hönningen gemeldet, dessen Betrieb komplett in den Fluten versunken war. „Wir haben versucht, zu retten, was zu retten war, und beispielsweise die Kühlräume leergeräumt und die Flächen, die bis zu 30 cm mit Schlamm bedeckt waren, gesäubert.“

Schon bei diesem ersten Einsatz wurde aber deutlich: Im Ahrtal wird jede helfende Hand gebraucht – und vor allem schweres Gerät, über das der Fachbetrieb verfügt. Nur wenige Tage später fuhr Peter Schraps mit sechs Mitarbeitern und einem großen Teil seines Fuhrparks nach Swisttal. Das Ziel: Ein Bauernhof, dessen Besitzer sich während der Flut selbst unter Lebensgefahr mit dem Traktor aufgemacht hatte, um seine Nachbarn vom Dach zu retten. Er selbst verlor zahlreiche Tiere, einige Gebäude sind zerstört. Mit ihren Baggern räumten die freiwilligen Helfer Müll, Schutt und zersplitterte Bäume vom Hofgelände und stellten Zäune wieder auf.

„Während der Arbeit hören Sie dort immer wieder Geschichten, die einem die Tränen in die Augen treiben“, sagt Peter Schraps. „Menschen mussten mit ansehen, wie ihre Nachbarn von den Fluten weggerissen wurden und bis heute vermisst werden. Insgesamt ist der Eindruck wie in einem Kriegsgebiet: Alles kaputt, Berge von Trümmern, und der Gestank nach Öl, Verwesung und Schlamm ist nur schwer zu ertragen.“ Aber es gebe auch viele positive Momente: „Jeder hilft, wie er kann. Wer keine schwere Arbeit leisten kann, bringt eben belegte Brötchen und Gulaschsuppe in die Flutgebiete und versorgt die Helfer. Die Hilfsbereitschaft unter den Menschen ist enorm.“

Ein dritter, mehrtägiger Einsatz führte das inzwischen auf acht Personen angewachsene, aus Krefeld und Kempen stammende Freiwilligen-Team nach Altenahr, wo es dann neben den Aufräumarbeiten schon wieder darum ging, ein bisschen Normalität herzustellen. Beispielsweise den Schlamm von den Bürgersteigen und einem zentralen Platz zu entfernen. Dennoch: „Die Zerstörungen sind so gewaltig, das wird in einigen Orten noch Jahre dauern, bis dort wieder Menschen leben können“, betont Peter Schraps. „In Dernau und Ahrweiler beispielsweise fängt das große Aufräumen erst jetzt an. Da steht immer noch in vielen Kellern das Wasser-Heiz­öl-Gemisch bis zum Erdgeschoss.“

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Ihn, der das Ahrtal wie viele aus dem Urlaub kennt , aber auch familiäre Bindungen in die Region hat, hat der Zusammenhalt und die Dankbarkeit der Menschen tief berührt. Und auch, dass Freiwillige aus dem gesamten Bundesgebiet mit angepackt haben. Jetzt sei es aber entscheidend, dass die Region auch in den nächsten Monaten und Jahren nicht vergessen werde: „Wir hoffen, dass die Hilfsbereitschaft bleibt und werden als Unternehmen selbst – nach einer kleinen Pause von ein paar Wochen – dort weiter beim Wiederaufbau helfen.“