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Zukunft der Kempener Burg: "Bürgerburg" oder Hotel?

Zukunft der Kempener Burg : "Bürgerburg" oder Hotel?

Privatisierung oder Übernahme durch die Stadt — wie soll es weiter‧gehen mit der Kempener Burg? Die Diskussion ist in vollem Gange. Am 6. Februar ist die Burg Thema im Stadtrat.

Es ist eine ungewöhnliche Immobilie: Die Kempener Burg soll den Besitzer wechseln. Bisheriger "Burgherr" ist der Kreis Viersen, der in dem alten Gemäuer sein Kreisarchiv untergebracht hatte. Außerdem wurde die Burg bislang für Veranstaltungen der Kreisvolkshochschule genutzt.

Seitdem bekannt wurde, dass das Kreisarchiv nach Dülken in einen Neubau umziehen soll, wird in Kempen darüber diskutiert, ob die Stadt als neuer Burgbesitzer in Frage kommt.

Auf der einen Seite steht die Idee einer "Bürgerburg" mit Standesamt, Veranstaltungsräumen und weiteren öffentlichen Einrichtungen, auf der anderen der Verkauf an einen Investor, möglicherweise an einen Hotelier.

Eine Kompromisslösung, die ebenfalls im Gespräch ist, wäre die Übernahme durch einen Investor, der eng mit der Stadt Kempen zusammenarbeitet, die Auflagen des Denkmalschutzes erfüllt und Teile der Burg für öffentliche Zwecke an die Stadt vermietet.

Ein von der Stadt beauftragter Gutachter hatte Sanierungskosten für die Burg in Höhe von 7 bis 11 Millionen Euro ermittelt.

Eine klare Meinung zu diesem Thema hat die Junge Union: Sie lehnt den Kauf der Kempener Burg durch die öffentliche Hand ab und nennt als Gegenargumente die "horrenden Sanierungskosten und nicht kalkulierbaren laufenden Kosten".

Andere Projekte hätten Vorrang, etwa der Kita-Ausbau, die Planung neuen Wohnraums und die Rathaussanierung.

In der Kempener CDU-Fraktion ist die Diskussion noch in vollem Gange. Klarheit soll eine Klausurtagung Ende Januar bringen. Die SPD und die Grünen sprechen sich dafür aus, dass die Burg in öffentlicher Hand bleibt.

"Falls die Beschlussvorlage am 6. Februar so lautet, dass die Stadt die Burg kaufen soll, werden wir dafür stimmen", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Gareißen im Pressegespräch.

Kaufen oder verkaufen? Positionen zur Kempener Burg

1. Soll die Stadt Kempen die Burg kaufen?

CDU-Fraktion: "Die CDU-Fraktion ist sich bewusst, dass nur eine Übernahme der Burg in städtisches Eigentum die Chance bietet, unmittelbar auch über eine künftige tatsächliche Nutzung der Burg entscheiden zu können. Ein Verkauf der Burg durch den Kreis Viersen an einen privaten Investor schränkt die kommunalen Einflussmöglichkeiten deutlich ein."

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SPD-Fraktion: "Die Geschichte hat gezeigt, dass jedwede private Nutzung der Burg immer geschadet hat. Eine Nutzung durch einen öffentlichen Träger, egal ob Stadt, Kreis oder Land, wäre daher anzustreben."

Die Grünen: "Als Eigentümerin haben wir eine höhere Einflussmöglichkeit bei der Gestaltung der Nutzung der Burg. Aktuell hält der Kreis Viersen die Fäden in der Hand — und damit sind unsere Einwirkungsmöglichkeiten begrenzt. Die Einbeziehung eines Immobilieninvestors bleibt davon unbenommen."

2. Was wäre das Beste für Kempen?

CDU-Fraktion: "Die CDU-Fraktion hat schon vor geraumer Zeit den Gedanken unterstützt, die Burg als "Bürgerburg" mit einem gastronomischen Betrieb, dem Standesamt und Versammlungsräumen für VHS und Verbände für die Öffentlichkeit zu öffnen. Es war uns aber immer klar, dass dies zunächst Wunschdenken ist und eine Entscheidung letztlich und seriös erst nach Vorliegen einer aussagekräftigen Kostenschätzung erfolgen kann."

SDP-Fraktion: "Unseres Erachtens sollte man die Zeit bis zum Auszug des Kreisarchives nutzen, um ein breites tragfähiges Konzept für die Burg zu erarbeiten. Die Möglichkeit zur Schaffung eines kulturhistorischen Zentrums in Zusammenspiel mit Museum und Burg sollte dabei eine Rolle spielen."

Die Grünen: Die Fraktion Bündis 90 / Die Grünen stellt zur nächsten Sitzung des Rates am 06.02.2018 folgenden Antrag: "Die Verwaltung wird beauftragt: 1. die Kurkölnische Landesburg Kempen als Eigentümerin vom Kreis Viersen zu übernehmen sowie2. die Kurkölnische Landesburg zu einer öffentlichen Bildungs-, Tagungs- und Kulturstätte zu entwickeln, unter Umständen auch unter Einbeziehung eines Immobilieninvestors."

3. Wer soll das bezahlen?

CDU-Fraktion: "Vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Jahren mehrere Großprojekte mit einem Kostenrahmen im hohen zweistelligen Mio.-Bereich (Sanierung unserer Schulen, bedarfsgerechter Ausbau der Kitaplätze, Sanierung des Rathauses etc.) zwingend umgesetzt und finanziert werden müssen, bleibt zu prüfen und zu entscheiden, ob die Übernahme der Burg aus finanzieller und wirtschaftlicher Sicht verkraftbar und aufgrund einer zu erwartenden Verschuldung nachfolgenden Generationen gegenüber vertretbar ist."

SPD-Fraktion: "Die Burg Kempen ist von den jetzt anzugehenden Projekten das einzige Projekt, bei dem mit laufenden Einnahmen durch Mietzahlungen und mit Zuschüssen des Landes gerechnet werden kann. Die Übernahme der Kempener Burg mit der Sanierung von Schulen oder gar dem Ankauf und der Sanierung der Rathäuser in einen Topf zu werfen und gegeneinander auszuspielen ist von daher unredlich und kann von uns so nicht hingenommen werden."

Die Grünen: Die Fraktion Bündis 90 / Die Grünen weist auf die Ergebnisse mehrerer Machbarkeitsstudien hin, die die Risiken und Chancen einer Nutzung der Burg untersucht haben.