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Besuch im Landtag: Was das CDU-Urgestein jungen Leuten rät: Winfried Schittges: Gestalten Sie Ihr Leben selbst

Besuch im Landtag: Was das CDU-Urgestein jungen Leuten rät : Winfried Schittges: Gestalten Sie Ihr Leben selbst

Seit 25 Jahren ist Winfried Schittges Abgeordneter der Stadt Krefeld im NRW-Landtag. Der Extra-Tipp besuchte den CDU-Politikerin Düsseldorf und platzte in eine anregende Diskussion mit Krefelder Schülern.

Der Zug von Demonstranten will nicht enden. Wie bei einer Ameisenwanderung zieht er sich über die Rheinkniebrücke bis zum Landtag. Orangene Jacken so weit das Auge reicht. Gut 15.000 Jäger aus ganz NRW empören sich über ein neues Jagdgesetz.

Von einem Balkon des Landtags aus beobachtet Winfried Schittges den Massenandrang. „Ob da Krefelder bei sind“?, fragt sich der CDU-Abgeordnete nachdenklich.

Er bleibt wohlwollend gelassen. Demos, Diskussionen, Polizeiaufgebote, Angriffe und Gegenangriffe, Wahltriumphe und Niederlagen, Regierungsbeteiligungen und Opposition - für Winfried Schittges ist das Alltag seit 25 Jahren. So lange schon vertritt er Krefeld im Landtag. Nun geht er stramm auf die 70 zu. Was hat ein solches Bündel an Erfahrung jungen Menschen zu sagen?

„Gestalten Sie Ihr Leben selbst“, spricht er zu den Schülern des Vera-Beckers-Berufskollegs, „behalten Sie neben allem Spaß am Feiern das Wichtige Ihres Lebens stets im Auge.“ Die Jugendlichen sitzen im Fraktionssaal der CDU und blicken den Senior voller Erwartung an. Sie spüren: da spult einer keine graue Theorie ab. Hier schöpft ein Mann aus der Fülle seines eigenen Lebens: „Als junger Mensch kaufte ich für das Geld, das ich als Werkstudent verdient hatte, Sparbriefe“, erzählt er. So baut man früh Vermögen auf. Heute in der Niedrigzinsphase würde der gelernte Betriebswirt eher Aktien empfehlen. Aber jeder Mensch brauche einen finanziellen Rückhalt.

Die Schüler sind aufgeweckt, stellen sachkundige Fragen: „Ist Krefeld tatsächlich pleite“? Schittges beruhigt: „Kommunen können gar nicht pleite gehen“. Aber hohe Defizite und steigende Sozialausgaben bereiten schon schwere Sorgen. Deshalb fordert der Krefelder Politiker von Bund und Land Unterstützung bei der Finanzierung der Flüchtlingslasten: „Wir brauchen einen vernünftigen Verteilungsschlüssel.“ In einem Atemzug warnt der Finanzfachmann, der selber über 35 Jahre im Krefelder Stadtrat saß, vor Illusionen: „Darüber hinaus müssen die Städte auch an ihre Ausgaben heran.“

Das Gespräch erweitert sich auf Bundesthemen:

Kopftuchurteil? „Das wird Konflikte in den Schulen geben“, befürchtet Schittges, „wenn die Schulleiter entscheiden müssen.“

Griechenland? „Ich habe die Sorge, dass wir ein neues Verständnis von Recht bekommen“, wendet sich Schittges gegen alle Anflüge von Populismus.

Politikerleben: Zwischen Kompromiss und Linie

Ein Schüler fragt nach der Identität des Politikers. „Man muss kompromissbereit sein“, antwortet Schittges, „aber auch eine eigene Linie haben.“

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In diesem Spannungsfeld hat der alte Haudegen ein Leben lang gestanden. Sicherlich gab es Narben auf der Seele, aber auch große Befriedigung über Erreichtes: „Ich bin dankbar für ein erfülltes Leben, das ich ohne die Parteiarbeit so nie erlangt hätte.“

Er hat sich auch zu beschränken gewusst. Krefeld und Düsseldorf, der Rhein und seine Landschaft, das ist sein Gebiet. „Meine Söhne hat es beruflich ins Ausland verschlagen“, erzählt er den Schülern. Gerne trifft er mit seinen Kindern zusammen und tauscht sich aus. Aber er selbst hat die Vorteile genossen, in der Heimat bleiben zu können. Die Familie an seiner Seite zu wissen. Auch Freunde und Weggefährten. „Ich bin glücklich“, bekennt er in einem persönlichen Wort.

Die Schüler sind beeindruckt, danken und brechen auf, sich den Landtag anzuschauen. Schittges eilt in sein Büro und trifft auf dem Flur, an dem die CDU-Büros liegen, auf Regina van Dinther. Die westfälische Abgeordnete hat ebenfalls eine starke Karriere hinter sich. Bis zur Parlamentspräsidentin war sie einst aufgestiegen. Interessiert werfen die beiden Volksvertreter einen Blick auf die demonstrierenden Jäger: So viele. So engagiert. Wie sagte Schittges so eindringlich zu den Schülern: „Interessieren Sie sich für Politik. Lassen Sie nicht andere über Ihr Leben entscheiden.“

Das ist sein Credo. Das Credo eines wahrhaft politischen Lebens.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)