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Höchste kulturgeschichtliche Bedeutung: Will Cassel beschenkt das Stadtarchiv

Höchste kulturgeschichtliche Bedeutung : Will Cassel beschenkt das Stadtarchiv

Der Krefelder Künstler Will Cassel hat schenkungsweise seinen Vorlass dem Stadtarchiv Krefeld überlassen. Der Bestand reicht von 1941 bis 2016 und beinhaltet persönliche Notizbücher, Korrespondenz mit nationalen und internationalen Museen sowie Zeitungsberichte und Fotos.

Einige Unterlagen befinden sich weiterhin im Besitz des Künstlers, stehen aber als Digitalisat im Archiv zur Verfügung. "Dieser Vorlass bereichert unseren Bestand und ist von höchster stadt- und kulturgeschichtlicher Bedeutung", betont Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld.

Die Studentin der Kunstgeschichte, Elena Degemann, hat während ihres Praktikums im Stadtarchiv das Konvolut in nur vier Wochen gesichtet, geordnet und erfasst. "Das war eine sehr spannende Arbeit. Man erhält einen Überblick über sein Leben und sein Werk", so Degemann. Eine derart schnelle Erschließung für ein Archiv sei nicht der Regelfall, bedankte sich Richter.


Will Cassel wurde im August 1927 in Dortmund geboren und kam 1934 nach Krefeld. Er lernte an der Werkkunstschule. Ab 1966 lehrte er an der Schule für textile Künste in Krefeld. Von 1972 bis 1980 war er Dozent an den Gesamthochschulen Dortmund und Essen. Danach arbeitete er nur noch als Künstler im Atelier am Kuhdyk. Er bekam 1962 den Kunstpreis der Stadt Krefeld, 1977 wurde er mit dem "Prix Joan Miró" in Barcelona ausgezeichnet.

Seine bekannten Gartenzwerge sind nur ein Teil seines künstlerischen Schaffens, das sich von kinetischen Objekten über poetische Betrachtungen erstreckt. Der meist in Schwarz gekleidete Künstler mit den drei Taschenuhren bezog auch politisch Stellung.

Er protestierte vor den Vereinten Nationen in New York gegen Menschenrechtsverletzungen, vor dem Weißen Haus in Washington gegen den Vietnam-Krieg, in Düsseldorf mit weißen Gartenzwergen gegen die Atomkraft und auf einer Autobahnbrücke in Oppum ebenfalls mit weißen Zwergen gegen den Autobahnausbau durch das Latumer Bruch.


Mit dem nun übergebenen Bestand verfügt das Stadtarchiv Krefeld über das "Hintergrundwissen" zu seinen Kunstwerken, Aktionen und persönlichen Beziehungen. "Es ist bei Künstlern nicht selbstverständlich, dass alles so zusammen ist", betont Richter.


In einem 23-seitigen Findbuch können künftige Nutzer nun 190 Verzeichniseinheiten einsehen. Dazu zählt beispielsweise auch die Korrespondenz zwischen Cassel und Paul Wember, dem ehemaligen Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums. Einen sehr intimen Einblick ermöglichen die von 1971 bis 1999 geführten Notizbücher.

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"Wenn ich mit dem Rad unterwegs war und eine Idee hatte, hielt ich an und schrieb oder zeichnete es auf", berichtet Cassel. Auf diese Weise sei es nun nachvollziehbar, wie einige seiner Bilder entstanden sind. Aus konservatorischen Gründen werden Einlagen wie Zeitungberichte, Federn und Blätter aus den Notizbüchern gesondert gelagert und sind teils durch Kopie in den Notizbüchern ersetzt worden.

Den umfangreichen Bestand hat Siegrun Cassel in den vergangenen Jahrzehnten sorgfältig angelegt. "Ich finde es toll, dass meine Frau das alles gesammelt hat", sagt der 89-Jährige.
Die Beschäftigung mit den Dokumenten weckten im Künstler zahlreiche Erinnerungen an Weggefährten und Ereignisse.

"Das ist eine Fundgrube für mich", sagt Cassel. Er sei froh, nun mit seinem Bestand Teil des Krefelder Archivguts geworden zu sein. "Das hier ist ein Teil der Ernte. Was die Zukunft daraus macht, ist eine andere Frage", so Cassel.