1. Krefeld

Virtual Reality

Spezialisten entwickeln Virtual-Reality-Spiel : Besucher verteidigen Burg Linn

Die Burg Linn, Schutzbau des Mittelalters, rüstet auf: mit Computerspielen in Virtual Reality.

Selten so unsicher gefühlt. Man traut sich kaum, einen Schritt nach vorn zu tun. Dabei steht man in einem normalen Computerraum der Krefelder Firma "Weltenweber" an der Kleinewefersstraße. Nichts, was nur annähernd gefährlich sein könnte. Doch die dicke Digitalbrille vor den Augen suggeriert ein anderes Bild: Man steht im Turm der Burg Linn. Wir schreiben das Jahr 1377. Vor einem gähnt ein schwarzes Loch. Einen Schritt weiter und man fällt 17 Meter tief in den Kerker. Sogar das Fallen vermag die 3D-Brille täuschend nachzubilden.


"Gegen Ende des Jahres legen wir die Brille im Rittersaal der Burg Linn aus", kündigt Dr. Jennifer Morscheiser an, die Direktorin des beliebten Museums. Dann darf sich jeder Besucher "virtuell" ins Mittelalter zurück versetzen.


Mehr noch: Mit der Brille sind zwei Computerhände verbunden. Sie erlauben es dem Benutzer, konkrete Handlungen in der virtuellen Computerwirklichkeit auszuüben: ein Schwert schleifen, die Zugbrücke heraufziehen oder einen Helm aufsetzen.


Das wird bitter nötig sein. Denn mit der Brillennutzung ist ein blutiges Mittelalterspiel verbunden, das die Nutzer in rund fünf Minuten bestehen sollen:


"Die Burg wurde 1377 von kurkölnischen Truppen belagert", erklärt Dr. Morscheiser, "die Benutzer der Brille sollen die Burg belagerungssicher machen." Was dazu nötig ist, müssen sie selbst herausfinden und umsetzen. Schließlich soll das Spiel spannend sein und eine Herausforderung darstellen. Am Ende vergibt der Computer Punkte, je nachdem, wie gut man abgeschnitten hat.


"Virtual Reality" heißen die Animationen im Computerdeutsch. Die jungen Programmierer "Weltenweber" haben solche Animationen bereits für das Hülser Krankenhaus erstellt: Sie ließen das "alte" Krefeld wiederauferstehen, um die Therapie dementer Patienten zu unterstützen. Diesmal haben die Profis die Burg Linn täuschend echt nachgebildet.


Der historische Burgherr Otto, dessen Skelett heute in in einer offenen Nische des Rittersaales ruht, hätte übrigens gegen so viel moderne Technik in seinem Stammsitz gar nichts einzuwenden gehabt, schätzt Dr. Morscheiser: "Er war Neuerungen gegenüber aufgeschlossen." Beleg: Als der Krefelder Ritter vom Kreuzzug heimkehrte, setzte er gleich orientalische Elemente des Burgbaus in seinem Stammsitz um.