1. Krefeld

KEV betreibt Internat / 63 machten hier schon ihren Abschluss: Viermal Abi im Eishockey-Internat

KEV betreibt Internat / 63 machten hier schon ihren Abschluss : Viermal Abi im Eishockey-Internat

Von Sportinternaten werden wahre Horrorgeschichten erzählt: Das soll es Anwesenheitskontrollen geben wie in der Ex-DDR. Schüler sollen in engen Mehrbettzimmer hausen: ohne Intimsphäre und mit Internetverbot nach 10 Uhr abends...

In Krefeld ist das deutlich anders. Gerne zeigt Friedrich Hartung sein Zimmer: Schreibtisch, Bett, Beistelltisch mit Laptop und ein Regal mit Stereoanlage finden ebenso Platz wie Fernseher und Kühlschrank. Ein kleines Badezimmer ist ebenso vorhanden wie ein Balkon. Dass man sich nicht in einem normalen Studi-Wohnheim befindet, verrät nur das Eishockey-Trikot an der Wand.

 Die vier Abiturienten und das Team vom Internat mit den Unterstützern von KEV, Chempark und Berufskolleg Vera Beckers.
Die vier Abiturienten und das Team vom Internat mit den Unterstützern von KEV, Chempark und Berufskolleg Vera Beckers. Foto: jps

Der 19-Jährige in Südtirol aufgewachsene Berliner hat drei Jahre lang in KEV-Juniorenteams gespielt. Gleichzeitig durchlief er die gymnasiale Oberstufe am Berufskolleg Vera Beckers. Jetzt hat der Goalie das Abi in der Tasche und will weiterziehen. Ziel: Studieren und Eishockeyspielen in Bayreuth.

Hartungs Zimmer ist eines von 13 Einzelzimmern. Der KEV betreibt sein Internat auf zwei Etagen des Marianum-Gästehaus an der Nordstraße.

Die Kufencracks wissen die familiäre Betreuung durch Internatsleiter Michael Dittmer und sein Team zu schätzen: Wäsche wird gewaschen, und der Gemeinschafts-Kühlschrank ist für den hungrigen Sportlernachwuchs immer gut gefüllt. Wenn nötig, gibt es auch Nachhilfe - ein Angebot, das wichtig wird, weil das Internat auch ausländische Spieler aufnimmt.

Neben dem Vera Beckers kooperieren auch die Gesamtschule Kaiserplatz und die Albert-Schweizer-Realschule mit dem KEV. Konkret heißt das, dass sie beispielsweise auf Trainings- und Spielzeiten Rücksicht nehmen. Wenn das Krefelder Nachwuchsliga-Team sonntags erst nach Mitternacht von einem Auswärtsspiel zurückkommt, gibt's beispielsweise die ersten beiden Stunden frei.

Wenn andere Schüler Zeit für Freunde, Kino oder Hausarbeiten haben, sind die jungen Sportler beim Training: jeden Wochentag von 17.30 bis etwa 22 Uhr.

Seit 2006 gibt es das KEV-Internat bereits. "Wir wollten zeigen, dass man Schule und Leistungssport unter einen Hut bringen kann", sagt Dirk Plassmann vom KEV-Vorstand. 66 Jugendliche durchliefen bislang das Internat. 63 davon schafften einen Schulabschluss.

Nur von drei Schülern, die die Regeln partout nicht einhalten wollten, musste man sich trennen. Einige Eishockey-Karrieren haben hier schon begonnen: Absolvent Markus Keller ist heute beispielsweise Torwart der Augsburg Panther.

Die Talentschmieder der Pinguine hat auch das Itneresse der Krefelder Wirtschaft geweckt: Der Chempark unterstützt das Projekt. "Die Spieler bringen Leistungsbereitschaft und Disziplin mit. Genau solche Eigenschaften brauchen wir in der Industrie", sagt Mario Bernards (Chempark). Er kann sich gut vorstellen, dass einige Schüler später Karriere in der Wirtschaft machen.

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Die insgesamt fünf 2014 freiwerdenden Plätze sind übrigens bereits wieder an junge Sportler vergeben.

(jps)