1. Krefeld

Uerdingen 1995: Bundesligaerhalt und Wandel von Bayer zum KFC

Uerdingen 1995: Bundesligaerhalt und Wandel von Bayer zum KFC

Die „Fahrstuhlmannschaft“ Bayer Uerdingen schafft Mitte der Neunziger den Klassenerhalt und muss sich an einen neuen Namen, neue Freiheit und weniger Geld gewöhnen.

Es ist der 17. Juni 1995, 31.415 Zuschauer füllen die Krefelder Grotenburg und fiebern dem Anpfiff des letzten Spieltages der 1. Fußball-Bundesliga 1994/1995 entgegen. Bayer Uerdingen trifft an diesem Samstagmittag auf Borussia Mönchengladbach, ein Derby - und für die Blau-Roten gleichzeitig das Endspiel um den Klassenerhalt und die letzten 90 Minuten, in denen sie unter dem Namen Bayer 05 Uerdingen auflaufen. Das hoffnungsvolle Talent Marcus Wedau bringt Bayer in Front, Horst Steffen erhöht noch vor der Pause auf 2:0. Am Ende steht es 3:2 - der Abstieg ist verhindert. „Es war eine Riesensaison, die meine Mannschaft gespielt hat. Darauf können wir aufbauen. Ich denke, dass wir auch in der kommenden Saison gute Chancen haben werden“, so der damalige Trainer Friedhelm Funkel. Doch damit sollte die Uerdinger Fußballlegende ziemlich weit daneben liegen. Denn im und um den Krefelder Fußballclub tat sich in dieser Zeit viel - leider viel Negatives, auch wenn die Vorzeichen dies nicht vermuten ließen. Die augenscheinlichste und einschneidenste Veränderung: Der Ausstieg des Bayer-Konzerns. Nach 42 Jahren stand der Verein erstmals wieder auf eigenen Beinen. Für viele war dies der Anfang vom Ende, andere sahen darin eine große Chance, neuen Schwung in den Verein zu bringen und endlich nicht mehr so stiefmütterlich behandelt zu werden. Doch die Pessimisten sollten Recht behalten. Denn obwohl die Verantwortlichen um Funkel und Manager Edgar Geenen einen Truppe mit Potenzial zusammenstellten (Erik Meijer kam vom PSV Einhoven, Michael Lusch aus Kaiserslautern und in Sofia wurde der bulgarische Nationalspieler Zlatko Yankov losgelöst. Leistungsträger wie Stephan Paßlack, Markus Wedau und Mustafa Dogan blieben), sollte es für die höchste deutsche Spielklasse nicht mehr reichen. Negativer Höhepunkt der Saison: Eine Serie von acht Niederlagen am Stück, die am 14. Spieltag, ausgerechnet, gegen Bayer Leverkusen eingeleitet wurde. Trotze man im Vorjahr dem FC Bayern München noch in letzter Minute ein Unentschieden ab (woraufhin Oli Kahn die Kabinentür in der Grotenburg „misshandelte“), ging man nun mit 1:6 sang- und klanglos unter.

Hinter den Kulissen machte sich derweil das Wegbrechen jahrelanger Strukturen bemerkbar, Fehlentscheidungen (eine mögliche Rückkehr von Oliver Bierhoff aus Italien wurde vom Vorstand abgelehnt), taten ihr Übriges. So nahm das Schicksal weiter seinen Lauf, am Ende musste sogar Trainer Friedhelm Funkel seinen Hut nehmen. Für viele Fans immer noch einer der größten Fehler in der Vereinsgeschichte.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)