1. Krefeld

TV-Sendung "Ihre Meinung" kam aus Krefeld

TV-Sendung aus Krefeld : „Engagement junger Leute steigt wieder“

Die beliebte Bürgersendung „Ihre Meinung“ des WDR kam diesmal aus Krefeld. Im Mittelpunkt stand die Kommunalwahl.

Bettina Böttinger und ihr Team  suchten eine würdige Location für ihre TV-Bürgersendung „Ihre Meinung“ und stießen auf den Nordbahnhof.

So flimmerten denn am Donnerstagabend im dritten Programm die vertrauten Bilder über den Bildschirm: im Hintergrund die Lok des Schluff, professionell ausgeleuchtet, vorne der Perron, darauf in Corona-gerechten Abständen die Tische mit rund 30 Bürgerinnen und Bürgern.

„Warum ist die Kommunalwahl nicht so richtig zündend?“, erhob Moderatorin Böttinger die Leitfrage des Abends. Unterstützt durch eine Grafik, nach der die Beteiligung an den Kommunalwahlen in NRW kontinuierlich abnimmt.

Da wurden die anwesenden Jugendlichen zu Hoffnungsträgern. „Wir haben über die Kommunalwahl im Unterricht gesprochen“, versicherte eine Schülerin der Maria-Montessori-Gesamtschule. Ihr Lehrer für Sozialkunde Thomas Müller hatte im Wahlkampf zudem die vier aussichtsreichsten OB-Kandidaten zur Diskussion in die Schule eingeladen. „Gab das kein Gähnen bei den Schülern“?, lockte  Böttinger. „Nein, eigentlch nicht“, antwortete Müller cool.

Ein Eindruck, den ein langjähriger Berufsschullehrer bestätigte: „In jüngster Zeit steigt das Engagement der jungen Leute wieder“. Zwischenzeitlich habe es da „eine Flaute“ gegeben.

Aber auch ältere Bürger forderten zum Wahlgang auf: „In vergangen Zeiten haben Frauen dafür gekämpft, dass wir Frauen überhaupt wählen dürfen“, erinnerte Susanne Tyll, bekannt durch ihren Einsatz für die Bücherei Uerdingen. Und eine andere Dame verwies auf die aktuellen Demonstrationen in Belarus: „Andere Menschen kämpfen für ihre Freiheit und wir nutzen sie nicht.“ Sie plädierte sogar für eine Wahlpflicht.

Gerd Landsberg vom Deutschen Städtetag merkte an, dass sich die Menschen heutzutage weniger gern langfristig in Parteien engagieren möchten, sondern in konkreten Projekten. Zudem seien sie vielfach enttäuscht, wenn die Politik ihre Probleme nicht regle. Und die Bürgermeisterin der Stadt Kamen, Elke Kappen, beklagte, dass die Bereitschaft zum Kompromiss abgenommen habe und viele Bürger nur noch ihre eigene Meinung realisiert sehen möchten. „Das führt dann zu Verdrossenheit.“

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Einen gewissen Verdruss macht Bettina Böttinger auch im Hinblick auf die „Verödung der Innenstädte“ aus. Sie sei jetzt auch mal durch die Krefelder Innenstadt gegangen: „So richtig toll sieht sie nicht aus.“

  Ein eingespielter Film stellte die Probleme dar: Leerstände bei den Geschäften, die Alkoholszene am Seidenweberhaus, die Leerstände auf dem Westwall-Wochenmarkt, das marode Stadtbad an der Neusser Straße. Doch gerade beim Stadtbad zeigten die Vorständler der Initiative „Freischwimmer“ auch, wie sich Bürger für ein Projekt engagieren können, mit wie vielen Ideen sie dem alten Stadtbad neues Leben einhauchen.   

Christoph Borgmann, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, mahnte zum Thema Innenstadt: „Die Politik muss schneller reagieren.“ Vor allem die Aufrechterhaltung von Sauberkeit und Sicherheit funktioniere noch nicht so, wie es sein sollte. Die Leerstände seien auch ein Ergebnis des Internethandels, der mittlerweile 20 bis 30 Prozent ausmache. Borgmann plädierte dafür, die Handelsflächen in der Stadt zu kompaktieren, um sie attraktiver zu gestalten.

Gerd Landsberg vom Städtetag sah einen Trend im städtischen Verkehr hin zu Fahrrad und ÖPNV. „Wir brauchen eine Verkehrswende.“ Allerdings solle man das Auto in der Stadt nicht verbieten. „Viele ältere Menschen sind auf das Auto angewiesen.“

Noch viele kritische Einzelthemen wurden von den Bürgern angesprochen, sodass die Sendezeit schnell verrann. Optisch hinterließ Krefeld mit dem Ambiente der Brauerei Schlüffken sicherlich den besten Eindruck. Die Sendung schloss mit dem Appell Böttingers, wählen zu gehen. Sie selbst hat per Briefwahl abgestimmt.