1. Krefeld

Vor 200 Jahren: Wie im Krefelder Sumpfland ein Krieg ausbrach: Torfstechen streng verboten

Vor 200 Jahren: Wie im Krefelder Sumpfland ein Krieg ausbrach : Torfstechen streng verboten

Dichtes Gehölz, Heide und sumpfige Niederungen bildeten im Hülser und Kliedbruch noch vor rund 200 Jahren einen idealen Lebensraum für Wildpferde, Wildschweine und Wölfe. Menschen siedelten dort nicht.

Einzig Verbrecherbanden suchten und fanden im Bruch einen bevorzugten Unterschlupf. Denn am Waldwinkel, der "Wilden Niep", trafen die "Staatsgrenzen" der Herrlichkeit Krefeld (als Teil der Grafschaft Moers), dem Herzogtum Geldern und Kurköln aufeinander, so dass sich die Diebe und Räuber bei Gefahr schnell in ein anderes Territorium absetzen konnten.

Im Bruchgebiet stachen aber auch Menschen aus allen drei Gebieten in den verlandeten Rheinarmen Torf ab, den sie als Brenn- und Heizmaterial nutzten.

Wegen des Rohstoffabbaus kam es seit dem 17. Jahrhundert zum Streit, manchmal sogar zu Militäreinsätzen an den Landesgrenzen. Klied- und Hülser Bruch wurden als "Allmende", als Gemeinbesitz, von Kurkölnern und Krefeldern genutzt.

Man machte sich gegenseitige Vorwürfe: Die Kölner behaupteten, dass mal 100 oder gar 1000 Morgen Torf von ihrem Territorium abgestochen worden seien. Der Dauerkleinkrieg um den Torf setzte sich fort und wurde mal mit Beschlagnahmen, Gefangennahmen, Misshandlungen, Erpressen von Lösegeld und Zerstörungszügen geführt

Die Streitigkeiten endeten letztlich im September 1726: Ein auf Schloss Neersen von preußischen Kommissaren unterschriebener Vertrag wurde anschließend vom Kölner Kurfürsten, dem Kölner Domkapitel und vom preußischen König bestätigt. In dem bestehenden Allmendegebiet bestand fortan ein generelles Verbot, Torf zu stechen. Wer dennoch erwischt werden sollte, wäre sofort verhaftet worden. Das Torfstechen im Kliedbruch war nur noch in der Form erlaubt, dass abwechselnd von beiden Seiten bestimmte Areale im Bruch zum Austorfen freigegeben wurden. Im Jahr 1729 begann man, neue Grenzsteine zu setzen. Einige stehen heute noch an ihrem Platz.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)