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Studentenverbindung „Sericaria“ löst sich auf: Textilstudenten haben kein Interesse mehr an Treffen in Krefeld

Studentenverbindung „Sericaria“ löst sich auf : Textilstudenten haben kein Interesse mehr an Treffen in Krefeld

Ein weiteres Stück Krefelder Textilgeschichte endet. Die vor 105 Jahren gegründete Studentenverbindung "Sericaria" löst sich auf. Der Grund: Desinteresse und Nachwuchsmangel. Ihr Vermögen geht an das Haus der Seidenkultur.

 Dieter Blatt (links) und HdS-Vorstandsmitglied Ilka Neumann freuen sich über die Spende der Studentenverbindung „Sericaria“. Für ihren Museumsbesuch hatten die Textiler noch einmal ihre Couleurs
Dieter Blatt (links) und HdS-Vorstandsmitglied Ilka Neumann freuen sich über die Spende der Studentenverbindung „Sericaria“. Für ihren Museumsbesuch hatten die Textiler noch einmal ihre Couleurs Foto: Haus der Seidenkultur

Gegründet wurde die Verbindung 1913 als Verein der Weberschüler der damaligen preußischen Höheren Fachschule für die Textilindustrie in Krefeld. Jahrzehntelang zeigten die Krefelder Textilstudenten stolz ihre Farben Schwarz-Weiß-Gold.

Als Mitglieder einer nicht-schlagenden Verbindung blieben den Studenten die charakteristischen Mensur-Narben vieler Akademiker in Kaiserreich und Weimarer Republik erspart.

Nachfolgerin der Preußen-Schule wurde der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Fachhochschule Niederrhein. Doch in den 1970er Jahren wurde der Textil-Studiengang aus der Samt- und Seidenstadt nach Mönchengladbach umgesiedelt.

Dort sitzt er noch heute. Und die Studierenden haben an der Krefelder Traditionsverbindung kein Interesse.

"Trotz vieler Bemühungen war es uns nicht möglich die Studenten zu unseren Kneipenabenden nach Krefeld zu holen," sagt Dipl. Ingenieur Dieter Blatt. Als Ehrenamtler im Haus der Seidenkultur hatte er jetzt Mitglieder der einstigen Verbindung zu einem Treffen ins Museum an der Luisenstraße geladen.

Dabei wurden alte Erinnerungen ausgetauscht. Die Förderung der wissenschaftlichen Weiterbildung und die Pflege der Geselligkeit gehörten mit zu den Aufgaben der Verbindung.

"Vor allem aber war es uns wichtig, stets die Freundschaft auch zu Studenten anderer Nationen zu intensivieren", sagt Blatt. Vor diesem Hintergrund wurde der Verein während der NS-Zeit verboten.

Bei der jetzt erfolgten Auflösung der "Sericaria" stellte der Kassenwart fest, dass noch etwas über 4000 Euro auf dem Konto waren. Wohin damit?

"Im HdS kann es gut verwendet werden", war der Vorschlag von Dieter Blatt. Und so fand jetzt im Museum eine Scheckübergabe statt. Der traurige Anlass hat somit doch noch ein Gutes: "Eine beachtliche Spende, die uns dabei hilft unsere Arbeit für Krefeld kontinuierlich fortzusetzen", freut sich Museumschef Hans-Georg Hauser.

Ihren Namen hatte die Studentenbewegung übrigens vom Sericin abgeleitet, einem Protein, das die Seidenraupe bei der Produktion von Seide bildet.