1. Krefeld

Streit: Bischof setzt Pfarrer Zorn ab

Streit: Bischof setzt Pfarrer Zorn ab

Ein lang schwelender Streit in der Kirchengemeinde ist auf unschöne Weise zu Ende gegangen.

Günter Zorn dient der katholischen Gemeinde St. Thomas Morus im Kempener Feld bereits seit 1979 als Pfarrer. Nun bekam der 72 Jahre alte Seelsorger unliebsamen Besuch vom obersten Manager des Bistums Aachen, Dr. Andreas Frick. Der Generalvikar überbrachte einen Brief von Bischof Heinrich Mussinghoff. Inhalt: Der Bischof versetzt Pfarrer Zorn mit Wirkung vom 1. September 2015 in den Ruhestand. Von seinen Aufgaben wird der Geistliche entpflichtet.

Das ist zweifellos ein deutliches Zeichen der Missbilligung, obgleich Pfarrer Zorn die Pensionsgrenze sowieso längst überschritten hat.

Hintergrund der drastischen Maßnahme ist der andauernde Widerstand Zorns gegen die Fusion der Gemeinden im Norden Krefelds, St. Anna, Elisabeth von Thüringen und St. Thomas Morus. Gemeinsam bilden die Gemeinden nun die neue Pfarre Heiligste Dreifaltigkeit. Sie wird geleitet von Pfarrer Dr. Thorsten Obst. Diese wiederum zählt zur Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld Nord-West, der der Hülser Pfarrer Paul Jansen vorsteht.

Die Zusammenlegung ehemals selbstständiger Pfarreien ist die Antwort des Bistums auf die Strukturveränderungen in der Kirche: Nur ein Bruchteil der Gläubigen besucht sonntags die Gottesdienste und die Zahl der Priester ist gegenüber früher stark gesunken.

Der Bischof wirft Pfarrer Zorn vor, den neuen leitenden Pfarrer Dr. Obst nicht anerkannt zu haben und mit dem Pastoralteam der fusionierten Großpfarrei nicht zusammenzuarbeiten. Dadurch werde die gemeinsame pastorale Arbeit und ein Zusammenwachsen der Gemeinden erschwert. Gegenüber der Öffentlichkeit hat Zorn diese Vorwürfe bestritten.

Generalvikar Dr. Frick: „Das Bistum ist dankbar für die langjährigen seelsorgerischen Dienste von Pfarrer Zorn. Allerdings sind wir an einem Punkt, wo wir uns auch schützend vor Pfarrer Dr. Obst stellen müssen.“ Offenbar ein Hinweis, dass Zorn dem neuen leitenden Pfarrer Dr. Obst wohl den Vortritt nicht lassen wollte.

Frick weiter: „Gleichzeitig vergessen wir aber auch nicht unsere Fürsorgepflicht gegenüber Pfarrer Zorn.“ Der Pfarrer betreut in der Dienstwohnung seinen Bruder. Das Bistum will nun beiden Brüdern eine geeignete Wohnung in Krefeld vermitteln.

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Der Fall von Pfarrer Zorn beleuchtet eine grundlegende Problematik des Kirchenlebens: auf der einen Seite steht die Kirche im Dienste eines humanitären Menschenbildes, das sich auch im Umgang miteinander beweisen muss. Auf der anderen Seite ist ohne ein festes Regelwerk eine so große Gemeinschaft von Menschen nicht zu organisieren. So bleiben bei derartigen Konflikten Wunden und Enttäuschungen bei allen Beteiligten.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)