1. Krefeld

"Projekt Energiearmut": Sie kann helfen, wenn der Strom abgeklemmt wird

"Projekt Energiearmut" : Sie kann helfen, wenn der Strom abgeklemmt wird

458 Mal kamen Krefelder in den vergangenen Jahren mit einem ganz speziellen Problem zur Verbraucherzentrale: Bei mehr als der Hälfte waren wegen nicht bezahlter Rechnungen Stromsperren angedroht oder bereits erfolgt.

Fälle für das Landesprojekt "NRW bekämpft Energiearmut".

Wenn der Bildschirm schwarz wird, die Wohnung dunkel bleibt und der Kühlschrank abtaut, und auf dem Konto nichts mehr zu holen ist, ist es höchste Zeit, sich Rat zu holen. Am besten bei Nazime Kirici.

Die 41-Jährige ist seit Januar die Spezialistin des Projekts "NRW bekämpft Energiearmut" für das kostenlose Aushandeln von Lösungen zwischen säumigen Stromkunden und Energieanbietern.

Nazime Kirici checkt zunächst die Rechnungen und kontaktiert dann den Anbieter, der die Sperre veranlasst hat. "Ich bitte den Energieversorger, bis zur endgültigen Klärung der Angelegenheit zu stunden und von weiteren Mahn-/Sperrgebühren abzusehen", sagt die Neusserin.

In der Regel ist das Zeit genug, um eine Lösung zu finden - wobei es natürlich auf die Höhe der aufgelaufenen Schulden ankommt.

Überwiegend sind Bezieher von Sozialleistungen, Geringverdiener und Rentner betroffen. Oft muss die Beraterin mit dem Amt verhandeln. Stromkosten sollten aus dem Hartz-4-Satz beglichen werden, für angemessene Heizkosten kommt das Jobcenter auf.

Wenig bekannt ist, dass das Jobcenter Leistungsbeziehern auch Darlehen geben kann, um aufgelaufene Beträge aus Stromrechnungen zu begleichen. Versorger wie die SWK bieten unter bestimmten Voraussetzungen Verschuldeten Raten-Vereinbarungen an.

Die Bilanz von Nazime Kirici und ihrer Vorgängerin Petra Böer sieht gut aus: In 73 Prozent der Fälle können nachhaltige Lösungen gefunden werden. Das Projekt (in Krefeld getragen von Verbraucherzentrale und SWK) läuft jetzt schon seit 2012. Finanziert wird es vom Land und den Energieversorgern.

Nazime Kirici ist ursprünglich Designerin. Sie hat fünf Jahre lang in Neuss im sozialen Sektor gearbeitet, zuletzt in der Flüchtlings-Betreuung. Die Verbraucherzentralen der Region kennt sie durch Vertretungs-Einsätze.

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Hilfreich für die Neusserin, die auch fließend Türkisch spricht, ist ihre freundlich-direkte Art. Für viele Betroffene, die angesichts der in Behördendeutsch formulierten Mahnungen und Zahlungsaufforderungen nicht mehr weiter wissen, ist sie der buchstäbliche rettende Engel.

Doch nicht jedes Problem lässt sich lösen. Manche Stromfresser bringen auch den sparsamst wirtschaftenden Arbeitslosen in den Dispo.

Speziell einige Nachtspeicherheizungen mit Verbräuchen von um die 350 Euro pro Monat sind für Nazime Kirici ein rotes Tuch. Wenn ein Großteil der Unterstützung so quasi "verheizt" wird, rät sie als letztes Mittel zum Umzug.

Die 41-Jährige ist zu erreichen unter Tel. 02151 - 41 21 106. Beratungen werden donnerstags und freitags angeboten. Zudem gibt es mittwochs von 9-14:30 Uhr eine telefonische Sprechstunde in der Verbraucherzentrale, Petersstr. 55 in Krefeld.

Zwei Mal im Monat kommt sie mit einem Infostand zu den SWK in den Warteraum der Abteilung Forderungsmanagement.

(jps)