1. Krefeld

Schüler erinnern an das Grauen

Schüler erinnern an das Grauen

Die Gedenkstunde für die Opfer von Krieg, Diktatur und Gewalt richtete die Stadt gestern zusammen mit einer Schule aus.

Anna Tervoort hat in ihrem Haus in Krefeld eine Jüdin versteckt. Es ist das Jahr 1944. Die Nazis jagen Juden, um sie zu verschleppen und zu ermorden. Der Nachbar hat Wind von dem geheimen Gast bekommen. Er erpresst Anna Tervoort. Sie muss ihm ihr letztes Schwein überlassen, damit er den Mund hält.

27. Januar 2015. Die Schüler der Freiherr-vom-Stein-Realschule in Fischeln gedenken gemeinsam mit der Stadt Krefeld der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor genau 70 Jahren. Die Jugendlichen verlesen in der voll besetzten Aula virtuelle Briefe an Anna Tervoort: „Hatten Sie Angst?“, heißt es darin, und: „Sie sind eine Heldin“.

Die Schüler wissen über die Judenverfolgung gut Bescheid. Sie haben eine Ausstellung erarbeitet, in der über die Nazi-Zeit, die Konzentrationslager und auch über Einzelschicksale Krefelder Bürger informiert wird.

Im Namen der Stadt spricht Bürgermeister Frank Meyer in Vertretung des erkrankten Oberbürgermeisters: „Erinnerung an die Opfer ist das Mindeste, was wir heute tun können“. Deshalb hebt er besonders die Vorbereitungsarbeit der Schüler hervor: „Das ist ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen.“ Meyer ruft der Versammlung ins Bewusstsein, dass auch heute noch antisemitische Töne zu hören seien. Er betont: „Auf unseren Straßen darf nie mehr Platz für Judenhass sein.“ Die Realschule empfängt an diesem Vormittag viele Vertreter der Krefelder Bürgerschaft. Sie hören ergriffen ein Rollenspiel, das Schüler aufführen: die Begegnung in Auschwitz zwischen Anne Frank und einer Freundin, die ihr Lebensmittel verschafft. Menschlichkeit mitten im Grauen.

(StadtSpiegel)