1. Krefeld

Schmuck gibt Rätsel auf

Museums-Krimi : Schmuck gibt Rätsel auf

Der Historien-Krimi im Textilmuseum geht weiter: Woher stammt die vielfältige Schmucksammlung? Eine Spur führt zu geplatzten Fachschulplänen.

Die "Sammlung Prött" gibt weiterhin Rätsel auf. Mitten im Krieg hatte ein unbekannter Maler namens Paul Prött dem Deutschen Textilmuseum in Linn eine umfangreiche Sammlung von Trachtenkleidern verkauft. Große Teile der prächtigen Gewänder aus Deutschland und Osteuropa sind derzeit in der viel beachteten Ausstellung "Tracht oder Mode" zu sehen.


Zusätzlich übergab der Maler 482 Schmuckstücke wie Ketten, Broschen und Schnallen. Sie wurden offenbar im 18. und 19. Jahrhundert zu örtlichen Trachten als Accessoires getragen.


Ebenso wie bei den Trachtengewändern selbst stellt sich für die Museumsleitung auch bei den Schmuckstücken die Frage, woher sie stammen und wie der Ankauf finanziert worden ist. Beides liegt völlig im Dunkeln.


Doch Museumsleiterin Dr. Annette Schieck hegt inzwischen eine Vermutung, die recht plausibel erscheint.
Grundstein dieser Vermutung ist eine Fotosammlung von 1906 in Buchform. Darin hat der Fotograf Martin Gerlach Schmuckstücke aus vielerlei Ländern abgelichtet. Im Vorwort des Buches ist davon die Rede, dass es den Goldschmieden und Kunsthandwerkern an Vorlangen mangele, um schöne Schmuckstücke zu gestalten. Bei dem Buch könnte es sich also um eine Ansicht solcher Vorlagen handeln.


"Viele unserer Schmuckstücke aus der Sammlung Prött entsprechen diesen Fotos", bekräftigt Dr. Schieck ihre gedankliche "Spur". Zudem fällt auf, dass die Schmuckstücke alle Einzelteile sind und untereinander keine Beziehung haben. Das unterstützt die Vermutung, dass die Schmuckstücke zusammen getragen wurden, um als Vorlagen für Kunsthandwerker zu dienen.


Doch wozu brauchte gerade die Stadt Krefeld eine solche Sammlung von Vorlagen?


Zur Klärung hilft ein Blick in die Textilgeschichte. Es gibt Hinweise darauf, dass in den 40er Jahren in Krefeld der Aufbau einer Modefachschule geplant war, die aber nie zustande kam. Möglich, dass die Modeindustrie Vorlagen für die künftigen Studenten benötigte.


Dann würde sich erklären, warum Paul Prött den Krefeldern eine Sammlung von Trachten und eine separate Sammlung von Schmuckstücken verkauft hat.


Wohl gemerkt: dies ist eine Vermutung, beweisbar ist sie nicht.


Auf jeden Fall sind die Schmuckstücke sehr schön, obgleich meist nicht besonders wertvoll. Meist sind sie aus Silber oder silberfarbenem Blech. Dr. Schieck hat mittlerweile 262 Stücke gesichtet und bearbeitet. 75 davon hat sie der aktuellen Ausstellung "Tracht oder Mode" beigegeben.

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Die Ausstellung ist noch bis zum 14. April zu sehen:
Di - So 11-17 Uhr.