Neue Schau zum Rätseln : Mensch hinter dem Gesicht

Testen Sie Ihre Menschenkenntnis. Eine originelle Rätsel-Ausstellung lädt dazu ein. Die Künstlerin Meike Hahnraths hat in der Stadtkirche St. Dionysius verblüffende Portraits angebracht. Jeweils vier Berufe und Lebensumstände sind dazu gesetzt - zum Auswählen.


"Die Psychologen sagen, dass die ersten Sekunden der Begegnung darüber entscheiden, wie wir fremde Menschen einschätzen", eröffnet Fotokünstlerin Meike Hahnraths den Grundgedanken ihrer Portrait-Ausstellung.

Doch stimmt unser erster Eindruck auch? Die Fotos von Gesichtern unbekannter Menschen lassen daran zweifeln. Jedem Gesicht sind plausible, aber sehr unterschiedliche Kurzvorstellungen zugeordnet. Sie reichen im Einzelfall von geistig Behindertem über Autoverkäufer bis zum Facharzt. Was trifft zu?


Im Foyer der Kirche liegen Fragebögen zum Ankreuzen aus. "Nach der Ausstellung werten wir die Antworten aus und mailen die Trefferquote den Einsendern zu", verspricht die Künstlerin. In Mönchengladbach, wo sie die Ausstellung bereits im Herbst durchgeführt hatte, musste sie schließlich über 1000 Bögen durchschauen. Wegen der zu erwartenden großen Resonanz stehen ihr in Krefeld Ulrich Hagens und seine Mitstreiter von der Cityseelsorge zur Seite.


"Kern der Ausstellung ist die Überprüfung unseres Schubladen-Denkens", erklärt Ulrich Hagens. So zeigt die Hälfte der Portraits Menschen mit Behinderungen oder Frauen, die in Frauenhäusern Zuflucht vor Gewalt suchen mussten. Die andere Hälfte zeigen Menschen aus dem "normalen" Alltagsleben.


Hahnraths hat ihre Modelle mit Kleidung, Frisur und Gesichtsausdruck auf eine Weise "gestylt", dass ihre "innere Beschaffenheit" nach außen dringt. Verblüffend: Auf dieser Ebene sind äußere Lebensumstände nicht mehr wahrzunehmen.


Das mit dieser Erkenntnis verbundene "Öffnen von Schubladen" war für Ulrich Hagens der Grund, die Ausstellung gerade jetzt zur Fastenzeit anzubieten: "Die Fastenzeit bedeutet für uns Christen die Bereitschaft zur Umkehr", erläutert Hagens. Umkehr ist auch im Hinblick auf die Typisierung von Menschen wünschenswert. Das hat Meike Hahnraths ganz konkret bei einigen ihrer Fotoshootings gespürt: So stieg bei manch "schüchternen" Modellen erkennbar das Selbstvertrauen, als sie durch das Styling endlich einmal aus der typisierten "Ecke" herauskamen, in die die Gesellschaft sie gesteckt hatte.

Die Ausstellung "Schubladen" in der Dionysiuskirche (Krefeld-Innenstadt) ist vom 8. März bis zum 16. April zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis sonntags 11 - 18 Uhr. Eintritt frei.