1. Krefeld

Kempen: Brisantes Diebesgut kehrt zurück: Original und kunstvolle "Fälschung"

Kempen: Brisantes Diebesgut kehrt zurück : Original und kunstvolle "Fälschung"

Es ist eine Geschichte, die sich kein Drehbuchautor besser hätte ausdenken können: Ein Mönch findet im Klostergarten von Maria Laach eine Tasche. Darin: Kunstgegenstände aus dem Mittelalter, die vor über 45 Jahren aus der Kempener Propsteikirche gestohlen wurden.

Wo waren die fünf wertvollen Figurengruppen in dieser Zeit? Warum hat niemand versucht, sie auf dem Kunstmarkt zu verkaufen? Hat der Dieb in hohem Alter seine Tat bereut und die kunstvoll geschnitzten Holzfiguren am Kloster abgelegt, oder war es einer seiner Nachfahren? All das wird man vermutlich nie erfahren. Die Kriminalpolizei benötigte nach dem Fund im Frühjahr 2016 fast ein halbes Jahr, um herauszufinden, aus welcher Kirche die Heiligenfiguren stammen. Dafür mussten alte Polizeiakten gewälzt werden.

In Kempen wurde der Diebstahl Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre zwar an die Polizei gemeldet, aber ansonsten nicht an die große Glocke gehängt: "Man wollte wohl kein Aufheben darum machen, und vielleicht dachte man auch, dass der Dieb ein schlechtes Gewissen bekommt und die Figuren schnell zurückbringt", vermutet Propst Dr. Thomas Eicker. Als das nicht geschah, beauftragte die Kirchengemeinde klammheimlich den Düsseldorfer Künstler Wilhelm Hable, einen ausgewiesenen Spezialisten in Sachen sakrale Holzbildhauerei, die fünf gestohlenen Figurengruppen anhand von Schwarz-weiß-Fotos nachzuarbeiten und wieder in den Kreuzaltar (vorne rechts in der Propsteikirche) einzusetzen.

Wie gut ihm das gelungen ist, kann man jetzt im Kempener Franziskanerkloster (Städtisches Kramer-Museum) sehen: Dort sind die nach Kempen zurückgekehrten Originale und die Kopien ab Sonntag, 15. Januar, ausgestellt. Der Eintritt ist frei, doch die Stadt und die Kirchengemeinde hoffen, dass möglichst viele Besucher einen kleinen Betrag spenden, um die Restaurierung der Originale zu unterstützen.

Ob die Figuren wieder in den Altar eingebaut werden oder im Museum bleiben, ist noch nicht entschieden: "Erst einmal sind wir froh darüber, dass die Stücke überhaupt nach Kempen zurückgekehrt sind", so Dr. Elisabeth Friese, Leiterin des Kempener Kulturamtes.