1. Krefeld

Operette als Retroblick in alte DDR

Operette Orpheus in der Unterwelt : DDR-Sause im goldenen Westen

Der Regisseur Hinrich Horstkotte inszeniert am Stadttheater bekannte Operette im Gewand der ehemaligen DDR

„Orpheus in der Unterwelt“ gehört zu den beliebtesten Operetten. Wie der Titel schon besagt, scheint der Stoff die Zuschauer in die griechische Mythologie zu entführen.

Das ist aber ein Irrtum, wie Regisseur Hinrich Horstkotte kenntnisreich erklärt. Als nämlich Jaques Offenbach sein Werk im 19. Jahrhundert konzipierte, spielte er mit der Darstellung antiker Götterwelten auf die Gegenwart seiner Zeit an.

Die „Unterwelt“ war keineswegs als mythologische Hölle gemeint, sondern als ein verruchter Stadtteil von Paris. Und mit der Götterwelt waren der König und seine Regierung gemeint. Auf satirische Weise wurde eine Art Betriebsausflug der hohen Herren in das Rotlichtviertel der Hauptstadt angedeutet und verballhornt.

Horstkotte, der die Operette für das Gemeinschaftstheater Krefeld-Gladbach neu inszeniert hat, lehnt sich in seinem Konzept an die ursprünglich gemeinte politische Verballhornung an:

Seine Inszenierung spielt in der ehemaligen DDR, die Götterwelt erscheint als Zentralkomitee der SED und die Unterwelt, in die die DDR-Politiker entfliehen wollen, ist der „goldene Westen“.

Diese Idee entstand nicht zufällig. Horstkotte ist in West-Berlin aufgewachsen. „Wir waren oft in Ost-Berlin und haben auch viel Ost-Fernsehen geschaut“, erklärt der Regisseur seinen persönlichen Bezug. Aus dieser Zeit sind ihm Mentalitäten und Sitten der DDR bestens vertraut. So konnte er auch leicht die Kostüme der Darsteller selbst entwerfen. In seinem Bühnenpersonal wimmelt es von FDJ-Uniformen, Ordensträgern und streng wirkenden Anzügen.Selbst einen der beliebtesten Komiker der DDR, Eberhard Cohrs, hat er als Anspielung in seine Geschichte eingebaut.

Natürlich darf sich das Publikum auch auf den berühmten „Can Can“ freuen mit der entsprechend bekannten Musikbegleitung. Orchester und Ballett (unter Choreographie von Robert North) sind bei der Aufführung zu einer Einheit verschmolzen.

Am kommenden Samstag, 22. Februar, hat die Operette im Krefelder Stadttheater Premiere. Beginn: 19.30 Uhr. Anschließend findet eine öffentliche Premierenfeier statt. Die weiteren Aufführungstermine sind auf der Homepage des Gemeinschaftstheaters abrufbar. Karten gibt es an der Theaterkasse.