1. Krefeld

Nicht rennen, nicht pennen

Kinder im Straßenverkehr : Nicht rennen, nicht pennen

Krefeld war einmal für Kinder eine gefährliche Stadt. Die Unfallrate lag erschreckend hoch. Das hat sich in den letzten 20 Jahren erhbeblich verbessert. Doch 2019 war ein Jahr des Rückschlags.

Von Ernst Müller

Wann und wo ist der Straßenverkehr für Kinder am gefährlichsten? Darüber führt die Krefelder Polizei eine Statistik: Danach passieren die meisten Unfälle mit Kindern im Innenstadtbereich, und zwar morgens zwischen 7 und 8 Uhr sowie nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr. Der unfallträchtigste Tag ist der Mittwoch.

Die Uhrzeiten sind leicht erklärbar. Morgens ist Schulweg, nachmittags haben die Kinder Freizeit oder kommen vom Ganztagsunterricht. Der Innenstadtbereich wird mit der Verkehrsdichte zu tun haben. Nur der Mittwoch mit 23 Prozent aller Unfälle mit Kindern ist nicht erklärlich. Dass es sonntags „nur“ 7 Prozent sind, erschließt sich dem gesunden Menschenverstand schon eher. Die Aktionsgemeinschaft „Fairkehr“ aus Polizei, Stadt und Verkehrswacht sah sich bislang auf gutem Wege. Im Jahre 1999 verunglückten in Krefeld noch 169 Kinder. Diese erschreckende Zahl nahm im Laufe der Jahre tendenziell ab. 2017 waren es 95 Kinder, 2018 waren es 73 Kinder. „Fairkehr“ hatte nicht nur den Verkehrsunterricht an Kitas und Schulen intensiviert, sondern auch bauliche Maßnahmen an gefährlichen Straßen und stärkere Kontrollen der Autofahrer durchgeführt.

Nun aber, im Jahre 2019, ist die Zahl der verunglückten Kinder wieder auf 100 angestiegen.

Merksätze in Reimform

Anlass für die Aktionsgemeinschaft, ihre Anstrengungen weiter zu verstärken. Dazu gehört eine neue kindgerechte Broschüre unter dem Namen „Fair Club“, die an alle Kindergärten verteilt wird. Darin zeigt Maskottchen Freddy Fair, wie Kinder sich in brenzlichen Situationen richtig verhalten. So gibt Freddy verständliche Merksprüche in Reimform, z.B. „Nicht rennen, nicht pennen“. Überdies können die Kinder einen „Mobil Pass“ erhalten, wenn sie per Stempel Verkehrserziehung und Verkehrsübungen bescheinigt bekommen.

Die Ursachen für den traurigen Anstieg der Unfälle sind vielfältig. Eine wichtige Ursache: Erschreckend viele Kinder beherrschen ihr Fahrrad nicht. Der Anteil der Kinder, die an der Fahrradprüfung der Verkehrswacht im 4. Schuljahr nicht teilnehmen können oder durchfallen, steigt erheblich an. „Sie verfügen nicht über die körperlichen Fähigkeiten“, erläutert Verena Fischer, Leiterin der Polizeidirektion Verkehr. Da sie bereits unsicher beim Fahren selbst sind, können sie auch nicht recht auf den Verkehr und seine Regeln achten.

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Aber auch falsches Verhalten der Kinder führt vielfach zu Unfällen. Die Polizei sorgt sich wegen der „Geisterfahrer“. Das sind vor allem Radfahrer, die auf der falschen Straßenseite oder gegen Einbahnstraßen fahren. Ebenfalls das „unvorsichtige Betreten der Fahrbahn“ (bei Rot oder hinter parkenden Autos hervortretend) bildet eine große Gefahrenquelle. Hier tut verstärkte Anleitung durch die Eltern Not.

Eine weitere Ursache könnte aber auch im gestiegenen Verkehrsaufkommen liegen. 2013 lag die Zahl der angemeldeten Autos und Motorräder in Krefeld noch bei ca. 133.000. Im Jahre 2019 waren es schon 148.000. Durch die online-Geschäfte, die viele Bürger tätigen, ist auch der Anteil des LKW-Verkehrs gestiegen.

Nicht alle Unfälle mit Kindern sind auf eine „aktive“ Beteiligung der Minderjährigen zurückzuführen. Manche Kinder werden als Mitfahrer im Auto verletzt. Aber die Initiative „Fairkehr“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kinder zu schützen.Wie man leider feststellen muss, eine nicht endende Aufgabe.